#Trend 2024: Amann Girrbach

Über digitale Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit

Digitale Workflows, die Zahnarztpraxen und Labore noch besser verbinden, und auch das Thema Nachhaltigkeit werden in 2024 und darüber hinaus eine zentrale Rolle in der Dentalwelt spielen. Amann Girrbach unterstützt seit Jahren mit seinen Produkten, analog wie digital, die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzten und Zahntechnikern. Das unterstrich auch Jürgen Kiesel, CEO bei Amann Girrbach, in unserem Interview, in dem er über die zunehmend klinische Ausrichtung des Unternehmens, das „Case Sharing“ via AG.Live und gelebte Nachhaltigkeit sprach.



Digitale Workflows, die Zahnarztpraxen und Labore noch besser verbinden, und auch das Thema Nachhaltigkeit werden in 2024 und darüber hinaus eine zentrale Rolle in der Dentalwelt spielen. Amann Girrbach unterstützt seit Jahren mit seinen Produkten, analog wie digital, die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzten und Zahntechnikern. Das unterstrich auch Jürgen Kiesel, CEO bei Amann Girrbach, in unserem Interview, in dem er über die zunehmend klinische Ausrichtung des Unternehmens, das „Case Sharing“ via AG.Live und gelebte Nachhaltigkeit sprach.

Herr Kiesel, Sie haben Mitte August das Ruder bei Amann Girrbach übernommen. Die ersten 100 Tage sind vorüber, welche Unternehmenskultur nehmen Sie wahr und wie wichtig ist dieser Aspekt für Sie?
Jürgen Kiesel: Bei Amann Girrbach hat man mich sehr herzlich empfangen. Es wird neuen Kollegen sehr einfach gemacht, sich zu Recht zu finden. Jeder nimmt sich Zeit, um einem weiterzuhelfen oder Fragen zu beantworten. Man spürt die offene und freundliche Atmosphäre. Die Menschen sind dabei sehr authentisch.
Eine gute Unternehmenskultur halte ich für sehr wichtig. Unsere Mitarbeiter sollten wissen, warum Sie jeden Tag aufstehen, um zur Arbeit zu gehen. Wie wir täglich miteinander umgehen, überträgt sich auch auf unsere Partnerfirmen, Lieferanten und Kunden. Man darf eine gute Unternehmenskultur nicht als selbstverständlich begreifen, sondern muss bereit sein, immer wieder daran zu arbeiten.

Sie sind aus dem Bereich Medizintechnik in die Dentalwelt gekommen. Zwei Märkte und unterschiedliche Herausforderungen oder eher zwei Märkte und vergleichbare Herausforderungen?

Ja, das ist richtig. Zuvor war ich allerdings bereits 14 Jahre im Dentalbereich tätig.
Die Herausforderungen ähneln sich in einigen Bereichen. So ist der klinische Aspekt in beiden Märkten von großer Bedeutung. Worin liegt der klinische Nutzen meines Produkts? Wie unterstütze ich den Arzt und/oder Techniker am besten bei seiner täglichen Arbeit, um so einen Beitrag für eine noch größere Zufriedenheit der Patienten zu leisten?
Größere Unterschiede sind häufig im regulatorischen Bereich zu finden. Aufgrund teilweise höherer Risikoklassen in der allgemeinen Medizin muss man hier deutlich mehr investieren und auch länger darauf warten, bis man eine neue Innovation auch vermarkten kann. Die Erfolgsfaktoren sind deswegen oftmals andere als in der Dentalwelt.

Bleiben wir bei dem Thema, vor welchen Herausforderungen steht Amann Girrbach zurzeit und wie packen Sie diese an?
Ganz aktuell stehen wir vor den Herausforderungen, den Umzug in die neue Firmenzentrale in Mäder erfolgreich abzuschließen, ohne unser gewohnt hohes Serviceniveau zu kompromittieren.
Auch der Launch von mehreren neuen Produkten ist eine aktuelle Herausforderung.
Daneben hat die große Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen durch Zahnärzte dazu geführt, dass die ganze Organisation viel mehr klinisch denken muss. Das ist selbstverständlich ein Lernprozess, den wir Schritt für Schritt durchlaufen.
Dabei hilft die konsequente Ausrichtung aller Prozesse und Tätigkeiten auf unsere Kunden und deren Bedürfnisse. Eine offene und direkte Kommunikation und eine angemessene, nicht zu hohe Anzahl von Meetings unterstützen die Umsetzung zusätzlich.


Mit seinen Produkten hat sich Amann Girrbach zum Ziel gesetzt, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Praxis und Labor zu optimieren. Was ist aktuell schon mit dem Ceramill Workflow möglich?
Das lässt sich anhand von ein paar Beispielen gut erläutern: Amann Girrbach steht schon immer für die interdisziplinäre Zusammenarbeit: Im Analogen sind es der Artex Artikulator und der Gesichtsbogen, die Zahnersatz mit perfekter Funktion sicherstellen. Im Digitalen ist es Zebris als digitaler Gesichtsbogen in Verbindung mit dem virtuellen Artikulator, der von Transfer der analogen Zusammenarbeit in die digitale Zukunft.
Was die digitale Zusammenarbeit anbelangt, haben wir über AG.Live hinaus noch weitergedacht: Die Zusammenarbeit erfolgt über die offene, gemeinsam genutzte Cloud-Plattform AG.Live, die Daten aller gängigen Intraoralscanner verarbeitet und beiden Partnern, Labor und Praxis, zentral zur Bearbeitung zugängig macht – inklusive direkter Kommunikation im Chat.
Das neue Feature „Design-by-Lab“ erlaubt es, Designs von Restaurationen einfach als Service zwischen Praxis und Labor über AG.Live zu organisieren. Der Zahnarzt teilt seinen Fall einfach mit dem Labor. Das Labor schickt den designten Fall automatisch über AG.Live zurück an die Praxis, wo ihn der Zahnarzt direkt auf der Maschine fertigt.
Das „Case Sharing“ via AG.Live ermöglicht die direkte Übergabe der Daten in die Labor-Design-Software. So kann der Zahnarzt nach dem Scannen mit einem Intraoralscanner, beispielsweise unserem Ceramill Map DRS oder einem beliebig anderen offenen Scanner, alle relevanten Daten mit dem Labor zentral über AG.Live teilen und direkt im Ceramill-Workflow fertigstellen.

Nun ist der digitale Workflow noch nicht in allen Zahnarztpraxen angekommen. Mit welchen Maßnahmen werden Sie in den nächsten Jahren die Digitalisierung in den Praxen vorantreiben?
Auf der einen Seite wird dieser Prozess durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen teilweise begünstigt. Effizientes Arbeiten wird immer wichtiger, die Suche nach Fachkräften aber gleichzeitig in Deutschland immer schwieriger. Ein digitaler Workflow, bei dem man schnell und präzise mit Partnern zusammenarbeiten kann, von denen man räumlich getrennt ist, sichert das benötigte Fachwissen oder das entsprechende Equipment. Das sorgt für eine größere Sicherheit und Backup-Strukturen bei der Dienstleistung. Davon profitiert wiederum der Patient sehr stark.
Durch ständige Innovationen und enge Partnerschaften mit anderen Dentalunternehmen werden wir unseren Beitrag zur Digitalisierung leisten.
Zusätzlich bieten wir auch diverse Dienstleistungen in unserem Design Center an, wenn unsere Kunden einmal nicht in der Lage sein sollten, ihre Arbeit rechtzeitig fertigzustellen.

Das Thema Nachhaltigkeit ist und wird für die Zahnarztpraxis immer relevanter. Wie nachhaltig stellt sich Amann Girrbach auf? Können Sie bereits konkrete Beispiele nennen?
Unsere neue Firmenzentrale ist komplett nach Nachhaltigkeitsaspekten geplant und gebaut worden. Unter anderem werden zur Regenwasserspeicherung die Dächer begrünt und Totholzflächen für Insekten und kleinere Säugetiere geschaffen. Auf den Dächern befindet sich ebenfalls eine Photovoltaik-Anlage und zur energieschonenden Heizung und Kühlung des Gebäudes wird das Grundwasser sowie die überschüssige Wärme der Produktionsöfen genutzt.
Auch unsere Verpackungen wurden vor einiger Zeit komplett überarbeitet, um der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. Unsere Zirkon- und Sintronrohlinge sind umweltfreundlich verpackt und für unsere Geräte wird eine Mehrwegverpackung genutzt.

Bitte beenden Sie diesen Satz: Amann Girrbach wird 2030…
… bei Zahnärzten ähnlich bekannt sein wie heute bei Dentallaboren.
Herzlichen Dank für das informative Gespräch, Herr Kiesel.

 

Jürgen Kiesel
ist seit August 2023 CEO bei Amann Girrbach. Davor war er CEO eines bekannten Medizintechnikunternehmens. Insgesamt rund 17 Berufsjahre ist er zudem in der Dentalbranche tätig.
Foto: Amann Girrbach

Drei persönliche Fragen an Jürgen Kiesel:
Haben Sie ein Lebensmotto und wenn ja, wie lautet dieses?
„Nichts ist unmöglich“.
Welche drei „Dinge“ sind Ihnen aktuell am wichtigsten in Ihrem Leben?
Familie, Gesundheit und Freude
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Zeit mit meinen zwei kleinen Töchtern zu verbringen.