Telemonitoring in der Kieferorthopädie
Autor: Dr. Paolo Manzo, DDS, MS, Facharzt für Kieferorthopädie, Neapel, Italien
In der hier vorgestellten Studie wurde untersucht, ob der Einsatz von DentalMonitoring (DM), einem hochentwickelten KI-gestützten Fernüberwachungssystem (Telemonitoring), die Effizienz von kieferorthopädischen Zahnspangenbehandlungen steigern kann.
In den letzten Jahren hat sich in der Kieferorthopädie zunehmend die Fernüberwachung der Behandlung etabliert. Die COVID-19-Pandemie beschleunigte diesen Trend und veranlasste viele Kieferorthopäden und Wissenschaftler dazu, Studien zum Einsatz von Telemonitoring-Technologien durchzuführen, um ihre Patienten mittels digitaler Durchführung von Kontrollterminen und Notfallkoordination sowie Aufrechterhaltung einer offenen Kommunikationslinie weiterhin betreuen zu können.
Die vorläufigen Ergebnisse dieser Studien waren größtenteils positiv und zeigten, dass Telemonitoring in der Kieferorthopädie Folgendes ermöglicht: Lösung der Mehrzahl der Notfälle, die sonst einen Praxisbesuch erfordert hätten, Vorabplanung des Behandlungsbedarfs und Vorbereitung der erforderlichen Behandlungsressourcen sowie Ersatz der regulären Kontrolluntersuchungen mithilfe von Informationen und hochauflösenden Bildern, die vom Patienten bereitgestellt werden.
Materialien und Methoden
Zwanzig Patienten, die sich einer kieferorthopädischen Zahnspangenbehandlung unterzogen, wurden in die Studie aufgenommen. Die Stichprobe umfasste vierzehn Frauen und sechs Männer mit einem Durchschnittsalter von 20,5 Jahren in Gruppe A (sieben Männer/drei Frauen) und 23 Jahren in Gruppe B (sieben Männer/drei Frauen).
Gruppe A wurde mit dem Dental Monitoring System (A) überwacht und Gruppe B mittels regulärer Praxistermine (B). Beide Gruppen wurden mit herkömmlichen Multibandapparaturen über den gesamten Zahnbogen im Ober- und Unterkiefer behandelt.
Der Beobachtungszeitraum der Behandlung betrug bei allen Patienten elf Monate, in denen die Wirksamkeit der Behandlung und die Mundhygiene beurteilt wurden. Folgende Parameter wurden beurteilt:
- Anzahl der Termine in der Praxis
- Anzahl der Notfalltermine in der Praxis
- Anzahl der über DM erhaltenen Mundhygienewarnungen (Gruppe A)
- Anzahl der schriftlichen Einträge in die Patientenakte bezüglich Mundhygiene (Gruppe B)
- Anzahl der vereinbarten Termine für die Zahnreinigung (Gruppe A und B)
Alle Daten wurden mittels geeigneter statistischer Methoden erhoben und ausgewertet.
In Gruppe A wurden insgesamt 156 Notfalltermine digital über DM durchgeführt. Diese Notfälle konnten mithilfe von automatisierten sowie persönlichen Anweisungen an die Patienten behandelt werden, so dass ein persönlicher Praxisbesuch nicht mehr erforderlich war.
In der Gruppe B waren nur 81 der 121 (66 %) vereinbarten Notfalltermine „echte Notfälle“, die einen Praxisbesuch erforderten. Vierzig Besuche (34 %) hätten vermieden werden können.
Gruppe A erhielt auf Grundlage der KI-Analyse der DM-App 103 automatische Mundhygienewarnungen, während in Gruppe B 25 schriftliche Einträge zu Mundhygieneproblemen in die Patientenakte verzeichnet wurden.
In Gruppe A betrug die Anzahl der erforderlichen Zahnreinigungstermine während des Beobachtungszeitraums 16 im Vergleich zu 27 vereinbarten Terminen im selben Zeitraum in Gruppe B.
Der Vergleich der beiden Stichproben ergab einen signifikanten Unterschied (p<0,05) bei den folgenden Parametern:
- Die Patienten der Gruppe A hatten 24,5 % weniger Praxisbesuche.
- Für die Patienten der Gruppe A wurden 80,8 % weniger vereinbarte Notfalltermine verzeichnet.
- Die Patienten der Gruppe A erhielten 312 % mehr Mundhygieneanweisungen als Gruppe B.
Die Anzahl der vereinbarten Zahnreinigungstermine unterschied sich signifikant zwischen den beiden Gruppen, wobei Gruppe B 40,4 % mehr Zahnreinigungstermine benötigte.
Diskussion
Die vorliegende Studie verzeichnete eine höhere Anzahl von Notfällen in der DM-Gruppe als in der Kontrollgruppe (151 gegenüber 121). Das war darauf zurückzuführen, dass die KI von DM in der Lage war, Probleme frühzeitig zu erkennen, die Patienten sonst möglicherweise erst bemerken würden, wenn sie sich verschlimmern und die Behandlung gefährden. Dank dieser frühzeitigen Erkennung konnten viele dieser Notfälle, wo möglich, mittels Telemonitoring behandelt werden, und in den übrigen Fällen konnten entsprechende Termine vereinbart werden und auf diese Weise vermeidbare und ungeplante Notfalltermine verhindert werden. Bei der Kontrollgruppe war das nicht der Fall, denn 34 % der Notfalltermine hätten vermieden werden können, und 80,8 % der in der Praxis behandelten Notfälle waren ungeplant. Dieses Ergebnis bestätigt die Erkenntnisse der bereits erwähnten Studien, die zeigten, dass Notfälle mittels Telemonitoring effizient behandelt und koordiniert werden können. Die häufigsten Notfälle bei Zahnspangenbehandlungen sind Bracketverluste, geöffneter Clip; Schleimhautverletzungen, distales Herausrutschen des Bogens, Ligaturverlust und Gingivitis. In vielen Fällen kann die App dem Patienten Anweisungen geben, wie mit den jeweiligen Notfällen zu verfahren ist. Betrifft der Notfall die Mechanik der Apparatur, wie z.B. einen geöffneten Clip, kann der Patient per Telemonitoring angeleitet werden, wie er geschlossen werden kann. Bei Notfällen, die nicht per Telemonitoring zu behandeln sind, z.B. bei einem Bracketverlust, ist die frühzeitige Erkennung für eine rechtzeitige Einschätzung der Lage und die entsprechende Terminvereinbarung von zentraler Bedeutung.
In dieser Studie erhielten die DM-Patienten deutlich mehr Mundhygieneanweisungen als die Kontrollgruppe (312 % mehr), was zu einer merklichen Verbesserung der Mundhygiene führte, die sich bei den DM-Patienten darin widerspiegelte, dass sie deutlich weniger Zahnreinigungstermine benötigten.
Als letzter wichtiger Aspekt ist die Zeitersparnis zu nennen, die sich aus der verbesserten Effizienz ergibt. Die DM-Gruppe hatte 24,5 % weniger Praxisbesuche, was auf die Elimination unnötiger Praxisbesuche und die Notfallkoordination zurückzuführen war. Andere Studien haben gezeigt, dass der Einsatz von DM bei Behandlungen mit selbstligierenden Brackets zu einer signifikanten Verringerung der Anzahl der erforderlichen Termine führt, insbesondere in der ersten Phase der Behandlung, in der die Behandlungsintervalle verlängert werden können, bis die jeweilige Bogensequenz ihre Wirkung voll entfaltet hat. Schlussendlich ergibt sich daraus eine Verringerung der durchschnittlichen Behandlungszeit, der Materialkosten und der Anzahl der Besuche sowie eine engmaschigere Patientenüberwachung.
Schlussfolgerungen
Der Einsatz von DentalMonitoring bei Zahnspangenbehandlungen hat sich als effizientes Verfahren zur Fernerkennung und -behandlung von Notfällen erwiesen. Die engmaschige Überwachung des Behandlungsverlaufs durch die regelmäßigen KI-gestützten Scans führte dazu, dass ansonsten unbemerkte Probleme häufiger und früher erkannt wurden, so dass rechtzeitig Präventionsmaßnahmen ergriffen und Probleme per Telemonitoring gelöst werden konnten. Bei der Kontrollgruppe waren 34 % der Notfallbesuche in der Praxis unnötig und 80,8 % ungeplant. Dies bedeutete für die DM-Gruppe eine Reduktion der Gesamttermine um 24,5 %, wobei alle Notfalltermine geplant waren und entsprechend vorbereitet werden konnten.
Zusätzlich wurde in der DM-Gruppe eine Verbesserung der Mundhygiene verzeichnet.