3D-Druck von temporären Kronen und Brücken
Die digitalen Fertigungsmethoden haben die Zahntechnik in den letzten Jahren grundlegend verändert und sich mittlerweile erfolgreich in Praxis und Labor etabliert. Digital hergestellter Zahnersatz punktet mit hoher Präzision und der Möglichkeit der schnellen und günstigen Reproduktion. Mit den Druckharzen V-Print c&b temp hat Voco eine starke Familie im Portfolio. Wir sprachen mit Dr. Axel Bernecker, was diese Druckharze so attraktiv für die Praxis macht.
Der Cuxhavener Dentalmaterialhersteller Voco will mit den Druckharzen der V-Print-Familie diesen wachsenden Markt mitgestalten und Anwendern weltweit lösungsorientierte und hochwertige Produkte bieten. Ob Grandio, GrandioSO oder Admira Fusion: Voco ist insbesondere für lichthärtende Kunststoffe bekannt.
Herr Dr. Bernecker, wie kam es dann zur Entstehung der digitalen Sparte?
Dr. Axel Bernecker: Richtig, im „klassischen“ Bereich betreiben wir seit über 30 Jahren intensive Forschung, die wir jetzt konsequent in die digitale Zahnheilkunde transferieren. Das Interesse und die Nachfrage unserer Kunden an problemlösenden Produkten im digitalen Umfeld steigen seit Jahren an. Was lag da näher, als unser hohes Know-how aus dem Bereich der lichthärtenden Komposite zu nutzen und Produkte für den Bereich der additiven Fertigung mittels 3D-Druck zu entwickeln.
Welche Produkte bietet Voco für die digitale Zahnmedizin?
Bernecker: Unser CAD/CAM-Portfolio steht auf zwei Beinen: Auf den Druckharzen der V-Print-Familie und verschiedenen Fräsmaterialien. Zudem haben wir mehrere DLP-Drucker unter dem Namen SolFlex im Programm.
Bleiben wir bei V-Print: Was kann ich mit den 3D-Druckmaterialien herstellen?
Bernecker: Unter dem Dach der V-Print-Familien bündeln wir aktuell zehn Druckharze für unterschiedliche Indikationen. Das geht von Modellen und therapeutischen Schienen über Bohrschablonen und Prothesenbasen bis zu individuellen Abform- und Funktionslöffeln oder Einprobekörpern für die Total- und Teilprothetik. Aktuell neu hinzugekommen ist V-Print c&b temp zur Herstellung von temporären Kronen und Brücken.
Ein Druckmaterial für Provisorien? Bitte stellen Sie das genauer vor.
Bernecker: V-Print c&b temp ist ein hochgefülltes Komposit, mit dem sich temporäre Versorgungen im digitalen Workflow herstellen lassen. Selbst für mehrgliedrige Brücken und Langzeitprovisorien ist das Material indiziert. Die additive Fertigung erlaubt hier – gerade im Vergleich zur subtraktiven Produktion – nahezu grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Transluzenz und natürliche Fluoreszenz von V-Print c&b temp übertreffen alle ästhetischen Ansprüche an eine provisorische Restauration. Zudem lässt sich das Material einfach individualisieren und polieren.
Was ist das Besondere an den Druckmaterialien der V-Print-Familie?
Bernecker: Alle V-Print Druckmaterialien sind sedimentationsstabil. Das bedeutet, dass sich weder in der Flasche – und noch viel wichtiger – während des Druckprozesses, z. B. Füll- oder Farbstoffe über die Zeit ablagern. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die V-Print-Materialflaschen nicht geschüttelt werden müssen. Wer schon mal einen Tag x Flaschen geschüttelt hat, weiß, wie viel Zeit und Muskelkraft so gespart werden! Und, sowohl für das Team in Praxis und Labor, als auch für den Patienten nicht unwichtig: V-Print-Druckmaterialien sind bereits im flüssigen Zustand allesamt geruchsarm. Jeder der schon mal PMMA angerührt hat, weiß, wovon ich rede. Somit ist die Verarbeitung für den Anwender sehr angenehm. Auch im ausgehärteten Zustand sind alle Objekte aus V-Print-Druckmaterial geruchsneutral oder sehr geruchsarm. Das erhöht die Kundenakzeptanz und damit den Behandlungserfolg, z. B. bei einer langfristig zum Einsatz kommenden Schienentherapie.
Das klingt nach vielen Vorteilen für Anwender und Patienten. Wie kann man sich die Entwicklung der Produkte vorstellen?
Bernecker: Generell als einen sehr langen und aufwendigen Prozess. Hinter jedem Produkt stehen intensive und häufig mehrjährige Entwicklungsarbeiten, denn ein Material kommt erst auf den Markt, wenn alle vorgegebenen Parameter zu 100 Prozent erfüllt sind. Bevor es soweit ist, werden die Produkte zahlreichen Tests unterzogen und anhand der Ergebnisse immer wieder angepasst. Zu unseren Entwicklerteams gehören übrigens neben Chemikern und Laboranten auch immer Dentalingenieure und Zahntechniker, die aus ihrer praktischen Arbeit die Anforderungen in Praxis und Labor genau kennen.
… und die Qualitätssicherung?
Bernecker: Die erste Säule unserer Qualitätssicherung stellt unser schon seit 1994 zertifiziertes Qualitätssicherungssystem dar. Damit stellen wir einen gleichbleibend hohen Standard sicher, denn alle Abläufe werden laufend kontrolliert. Voco gehört zudem zu den ersten deutschen Dentalunternehmen, die auch im Rahmen der MDR (Medical Device Regulation) zertifiziert sind. Das bedeutet, dass alle unserer Medizinprodukte der Klassen I und IIa jederzeit nach gültigen europäischen Richtlinien produziert und vermarktet werden.
Die zweite Säule ist der Standort mit der Bündelung aller Abteilungen unter einem Dach: Die ganze Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Produktion bis zur Verpackung und Versand liegt am Firmensitz in Cuxhaven. Auf diese Weise garantieren wir eine enge und flexible Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen. Es ist eben doch einfacher, mal schnell ins Nachbarbüro zu gehen und Dinge zu klären oder spontan bei der Abfüllmaschine vorbeizuschauen als auf einen freien Videotermin – am besten noch mit Zeitverschiebung – zu warten.
Nun haben wir so intensiv über 3D-Druckmaterialien gesprochen – und was ist mit dem Drucker? Wie wichtig ist er für ein optimales Ergebnis?
Bernecker: Sehr wichtig! Der Drucker ist neben einem erstklassigen Harz ebenso entscheidend für ein optimal präzises Ergebnis. Grundvoraussetzung ist, dass Drucker und Material perfekt kompatibel sind. Mit der SolFlex-Serie bieten wir mehrere DLP-Drucker, die ideal auf die V-Print-Produkte abgestimmt sind. Dank des offenen Systems lassen sich die V-Print-Materialien aber auch mit Druckern dritter Hersteller verwenden. Wir arbeiten hier mit ausgewählten Systempartnern wie ASIGA, Rapid Shape, Ackuretta oder Microlay zusammen. Auch hier sind Harz und Drucker ideal aufeinander angepasst.
Was raten Sie Praxen und Laboren, die die Anschaffung eines 3D-Druckers überlegen?
Bernecker: Wir empfehlen genau zu prüfen, welche Fertigungsketten durch den 3D-Druck optimiert werden sollen. Auch sollte vorab schon geklärt werden, wie sich die neue Methode in bestehende Abläufe integrieren lässt. Wer Lust auf neue Technik hat und Bereitschaft zum Lernen mitbringt, wird viel Freude am 3D-Druck haben. Der Vergleich der Produkte untereinander sollte anhand gleicher Rahmenbedingungen erfolgen. Nur so lässt sich abschließend bewerten, ob die Investition sinnvoll ist.
Herzlichen Dank für das informative Gespräch, Herr Dr. Bernecker.
Dr. Axel Bernecker
Leiter Marketing und
Wissenskommunikation bei Voco
www.voco.dental
Foto: Voco