Vom GOZ-Assistenten zur digitalen Praxis

Neuheiten der IDS 2017

Die IDS in Köln war eine Messe der Superlative: Über 155.000 Fachbesucher aus 157 Ländern schauten sich an den Ständen der 2.305 Aussteller um. Das ist ein Besucherzuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zu 2015. Spannende Neuerungen gab es dabei auch im Praxismanagementbereich zu entdecken.



Gut 72 Prozent der mehr als 2.000 Aussteller auf der Internationalen Dentalschau waren internationale Firmen. Auch unter den Besuchern war der Zuspruch internationaler Teilnehmer besonders hoch, ihr Anteil stieg um nahezu 20 Prozent auf rund 60 Prozent. „Köln war für fünf Tage die Welthauptstadt der Dentalbranche. Wieder einmal hat die IDS bewiesen, dass sie international nicht nur die größte, sondern auch die mit Abstand beste Plattform für Networking und erfolgreiche Geschäftsabschlüsse ist“, sagte Katharina Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse. Das gilt natürlich auch für den deutschen Markt. Neben den zahlreichen internationalen Firmen waren auch 620 Aussteller aus Deutschland auf der IDS vertreten. Darunter zahlreiche Hersteller von Softwarelösungen, Praxismanagementsystemen und Dokumentationsprogrammen, die ihre Produktneuheiten präsentiert haben.

Factoringlösungen für Alle

So informierten sich etwa am Stand der Firma ZA Zahnärztliche Abrechnungsgesellschaft viele Besucher über die neue ZA:factor-Produktfamilie, die Zahnarztpraxen in allen Entwicklungsphasen unterstützt, also vom Praxisgründer (START UP) über den Einsteiger (GO!) bis hin zum erfahrenen Praxisteam (POWER). „Auf dem sportlich gestalteten Stand mit magentafarbener Tartanbahn und kleinem Eishockeyfeld diskutierte unser Expertenteam mit den Besuchern über GOZ-Fragen und informierte über unsere Produkte“, beschreibt Dieter Seemann, Mitglied der Geschäftsleitung der ZA AG, den Messeauftritt seiner Firma. Im Bereich Factoring bietet die ZA zum Beispiel sehr viel mehr als den simplen Ankauf von Rechnungen, etwa mit der Software ZA:fibudoc OPOS: Die von der ZA überwiesenen Patientenrechnungen werden automatisiert den offenen Posten in der Praxissoftware zugeordnet, fehlerfrei und vollständig.

Abrechnungslexikon ALEX

ALEX, das webbasierte Abrechnungslexikon, hilft Zahnärzten und Abrechnungsfachkräften, die komplexen Praxisabrechnungen einfach und auf stets aktueller Datenbasis zu erledigen. Geprüft von dem ZA-GOZ-Experten Dr. Peter Esser, bietet ALEX mit einem Klick strukturiertes Wissen, Fachkommentare und einschlägige Gerichtsurteile.

Zu all diesen Produkten standen am 130 Quadratmeter großen ZA-Stand unzählige Gesprächspartner zur Verfügung, vom Vorstand über die internen GOZ-Experten, die Beraterinnen der ZA NORD bis zu den Mitarbeitern im Kundenservice. Jeder konnte sich also zu den Themen Abrechnung, Factoring und Praxismanagement umfassend informieren. Aber auch der Spaß kam nicht zu kurz. Die eigens engagierte Zahnfee stand für lustige Selfies mit den Besuchern bereit, und wer anschließend einen der Schnappschüsse auf der ZA-Facebook-Seite postete, konnte ein Fahrrad gewinnen.

Sichere Dokumentation

Bei der Comcotec Messtechnik GmbH konnte man das neue Produkt für sichere und einfache Hygienedokumentation kennenlernen: Sego4Star. Damit erweitert die Firma aus Unterschleißheim ihre bewährte SEGO-Produktfamilie um ein webbasiertes Produkt, mit dem die zentrale und sichere Datenverwaltung in der Cloud für PC und jetzt auch für Mac möglich wird. „Mit Sego4Star haben wir eine neue Dimension in der Hygienedokumentation erreicht“, sagte Steffen Rudat, Vertriebsleiter bei Comcotec, auf einer Pressekonferenz während der IDS. Im Bereich der Speicherung und Verwaltung sensibler Daten wartet Sego4Star mit einigen Neuerungen auf: Alle Daten werden lebenslang an einem zentralen und sicheren Ort zur Verfügung gestellt und gehen nie verloren. Dabei gewährleistet ein spezielles Verschlüsselungssystem höchste Datensicherheit. „Die Software wurde erstmals für Touchscreen optimiert“, betonte Rudat. Auf die Daten kann jederzeit und von jedem Endgerät aus, auch von Tablets und Smartphone zugegriffen werden – voll digital, papierlos und sicher.

Der ganzheitliche Ansatz bedeutet für den Zahnarzt ein Aufzeichnungssystem mit dem Anspruch einer rechtssicheren Dokumentation mit minimalem Aufwand und geringen Kosten. Dazu gehört auch die Zulassung als aktives Medizinprodukt der Klasse II b. Für den Fachhandelspartner stellt Sego4Star ein transparentes und leicht zu wartendes Gesamtsystem dar. „Sego4Star bringt Zahnärzten und ihren Partnern viele Vorteile“, ist sich Rudat sicher. Voraussetzung für den Einbau der kleinen Box in Praxen ist lediglich ein Netzwerk. Eine Box ist für vier Geräte lizenziert.

Der GOZ-Assistent

Am Stand des Softwarespezialisten Dampsoft informierte die Firma über ihren neuen mitdenkenden GOZ-Assistenten. „Er warnt bei Abrechnungsverstößen und erinnert an vergessene Leistungen“, erklärte Dampsoft-Mitarbeiterin Anna-Lena Tepling. So zeigt der GOZ-Assistent zum Beispiel an, wenn Leistungspositionen im Rahmen einer Behandlung erbracht sein müssen, aber in der Rechnungsstellung nicht berücksichtigt wurden. Auf diese Weise können Honorarverluste bis zu 20 Prozent vermeiden werden, erklärt die Firma. Auch die Wirtschaftlichkeit hat der Assistent im Auge und weist zum Beispiel auf BEMA-Leistungen hin; falsche Gebührennummern werden zudem automatisch gelöscht. Das Programm meldet auch, wenn für eine bestimmte Leistungsposition eine Begründung erforderlich ist.

Factoring Cockpit

Eine zweite Innovation, die die Firma auf der IDS vorgestellt hat, ist das Factoring Cockpit für private Abrechnungen, das Dampsoft in Kooperation mit BFS health finance entwickelt hat. Dieses zusätzliche Modul kann Einverständniserklärungen ausdrucken und innerhalb von drei Sekunden die Bonität des Patienten überprüfen. Mit dem Ratenplanungsrechner kann zudem einen auf den Patienten zugeschnittener Ratenzahlungsplan erstellt werden. So müssen Patienten nicht auf Leistungen mit höherem Eigenanteil verzichten, sondern profitieren von günstigen, flexiblen Zinsmodellen sowie variabler Laufzeit.

Die digitale Zukunft

„Licence to chill“ heißt die aktuelle Kampagne des Unternehmens Compugroup medical (CGM), die Geschäftsführer Dr. Jens Fischer auf der IDS vorstellte. Mit der Praxisverwaltungssoftware CGM Z1.Pro, dem integrierten Abrechnungscoach, dem neuen Hardwareportfolio CGM Professional Line sowie der Praxisdatenschutzsoftware Endpoint Protection bietet CGM einen Alleskönner für die Praxis. „Der Titel der Kampagne bedeutet, dass der Zahnarzt hauptsächlich auch Zahnarzt sein soll, den Rest decken die Soft- und Hardwarelösungen von CGM ab“, erklärte Fischer. Am IDS-Stand waren allein 55 Fachexperten für die Beratung der Messebesucher vor Ort. Die neuen Features von CGM Z1.Pro stellte dann Sabine Zude, Vice President Product Manager bei CGM, vor. Das neue Modul Z1 Endo bietet dem endodontologisch tätigen Zahnarzt eine Übersicht über alle historischen Probleme und Behandlungen an verschiedenen Zähnen. Eine Behandlungsplanung für bis zu fünf Kanäle pro Zahn ist möglich.

„Darin können alle Details festgehalten werden“, erklärte Zude. Etwa die Instrumentenwahl, das Füllmaterial und die Fülltechnik. Auch Kieferorthopäden sollen gezielter angesprochen werden. In der KFO-Karteikarte wird das OPG automatisch und auf Knopfdruck hochauflösend dargestellt. Neu ist auch das Controllinginstrument Z1.METIS. Das webbasierte Tool ermöglicht es dem Praxisinhaber, von überall auf der Welt die Umsätze seines Unternehmens nachzuvollziehen. Über einen anonymisiert gesammelten Datenpool können Nutzer von Z1.METIS ihren Praxisumsatz im regionalen Vergleich einordnen (PLZ-Gebiet oder KZV-Gebiet).

Automatisierung

Mehr Individualisierung, mehr Digitalisierung, mehr Automatisierung, so fasst die Firma solutio die Weiterentwicklung ihrer Software CHARLY kurz und knapp zusammen. Zur IDS hat das Unternehmen mit CHARLY MIS-Dashboard eine neu entwickelte App auf den Markt gebracht. Die mobile Anwendung ist für alle Versionen des Apple iPad konzipiert und kostenfrei erhältlich. „Die App ermöglicht es dem Zahnarzt, egal wo er ist, ob auf einem Kongress oder zu Hause, seine Zahlen zu prüfen und so die Praxis zu steuern“, sagt solutio-Geschäftsführerin Ilona Schneider.

Die App bietet dem Zahnarzt einen detaillierten Einblick in sein Business und unterstützt erstmals auch die betriebswirtschaftliche Umsatzplanung. Honorarumsätze nach GOZ, BEMA und sonstigen Leistungen lassen sich sowohl für die gesamte Praxis als auch für einzelne Behandler anzeigen und mit den Vorjahreszahlen vergleichen. Neben den Honorarumsätzen nach Leistungsart können Zahnärzte relevante Kennzahlen, wie die Zahl der behandelten Patienten, mobil einsehen. Übersichtlich dargestellt und grafisch aufbereitet, präsentieren sich die Soll- und Ist-Zustände der Praxis und ermöglichen ein transparentes Monitoring aller Planungsszenarien. Bis zu vier Jahre im Voraus können Praxisinhaber ihre Umsätze planen. Die Datenaufbereitung über den CHARLY Java-Server stellt eine sichere Infrastruktur bereit, um die tagesaktuellen Kennzahlen von überall einzusehen, und ermöglicht Zahnärzten die Kontrolle über wichtige betriebswirtschaftliche Daten. Außerdem besitzt die Software eine Sprachsteuerung.

Hygienemanagement

Am Messestand von Henry Schein Dental konnten Besucher erfahren, wie sich Abläufe in Praxis und Labor effizienter und wirtschaftlicher gestalten lassen. Mit mehr als 300 Fachberatern und Spezialisten war das Unternehmen auf der IDS vertreten und gab Orientierung in der Vielfalt der angebotenen Produkte und Neuheiten. Vom Hygienekonzept über den digitalen Workflow bis hin zu speziellen Angeboten für Praxisgründer. Das IDS-Spektrum von Henry Schein war breit gefächert. Im Bereich der Hygiene zeigte das Unternehmen Lösungen und Produktneuheiten für ein effektives Hygienemanagement im Praxisalltag. Dazu gehört etwa ein Labor- und Praxis-Check, wie Jürgen Hahn, Vice President Vertrieb Deutschland und Geschäftsführer Henry Schein Dental Deutschland, erklärte: „Dabei analysieren wir die Praxis ganzheitlich, führen eine gemeinsame Begehung durch und arbeiten Checklisten ab, um alle Aspekte des Hygieneprozesses zu monitoren.“

Wasseraufbereitung

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Wasseraufbereitung mit dem BacTerminator Dental und dem neuartigen Auffüllsystem für bestehende Bottle-Systeme. Das sichere und kostensparende System zur Wasserbehandlung an der Behandlungseinheit konnten Besucher am Stand kennenlernen und auch direkt ausprobieren.

Im Bereich des digitalen Workflows stellte Henry Schein natürlich auch ConnectDental vor. Als Komplettkonzept fokussiert ConnectDental den digitalen Workflow zwischen Praxis und Labor und umfasst verschiedene Komponenten, wie eine umfangreiche Produktpalette, Software, umfassende Beratung, Schulungen und Weiterbildungen für Praxis- und Labormitarbeiter.

Vernetzte Praxis

Der Factoringanbieter Health AG hat auf der IDS in Köln sein neues Produktportfolio vorgestellt: Hēa – die Vernetzte Praxissteuerung. Im Rahmen des Entwicklungsprogramms Co-Evolution hat das Unternehmen zusammen mit über 220 Zahnmedizinern, Praxismitarbeitern, Kooperationspartnern und Experten für Digitalisierung, Datensicherheit und künstliche Intelligenz die Verwaltung von Praxen weitergedacht. Das Ziel war es, einen neuen Maßstab für die erfolgreiche Steuerung von Dentalpraxen zu setzen.

Hēa ist ein webbasiertes System, mit dem sämtliche betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Prozesse innerhalb der Zahnarztpraxis vernetzt gesteuert werden. Sie ersetzt damit eine Vielzahl von Einzelanwendungen, die nicht miteinander kompatibel sind. Verwaltungsabläufe lassen sich einfacher und effizienter organisieren.

Hēa besteht aus vier Komponenten, die einzeln angewandt oder kombiniert werden können: Praxissteuerung, Factoring, Abrechnung und Wissen. Das beinhaltet zum Beispiel einen integrierten Rechnungs-Check, der die zahnärztliche Abrechnung sekundenschnell auf GOZ-Konformität prüft, die lückenlose Dokumentation der Behandlung per Spracheingabe, eine integrierte Warenwirtschaft sowie ein umfassendes Praxiscontrolling. Das Besondere an Hēa ist, dass die Praxissteuerung webbasiert ist und dadurch vollkommen orts-, hardware- und betriebssystemunabhängig genutzt werden kann. Von überall ist damit ein Zugriff auf Praxisinformationen möglich geworden. Zuverlässig und sicher. Nicht zuletzt deshalb, weil Patientendaten durch die sicherheitszertifizierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung komplett gesichert werden, eine Branchenneuheit, die bereits zum Patent angemeldet wurde. Sie macht das Outsourcing, zum Beispiel von Abrechnungsleistungen, einfach und endlich rechtssicher.

Warteliste

Das wissen auch die Kunden zu schätzen. „Die Zahl an Bestellungen, die wir bereits für Hēa erhalten haben, hat unsere Erwartungen übertroffen. Ab Juli werden die ersten Praxen angeschlossen. Interessenten, die sich jetzt dafür entscheiden, Hēa zu nutzen, haben die Möglichkeit, sich auf die Warteliste setzen zu lassen“, erklärt Uwe Schäfer, Vorstand und CFO der Health AG.