Lachgassedierung

Der sichere Weg zur stressfreien Behandlung

Die leichte Sedierung mit Lachgas ist weltweit die häufigste Methode zur Sedierung in der Zahnmedizin. Anfangs noch umstritten, hat sich das Verfahren in den letzten zehn Jahren auch in Deutschland etabliert, nicht zuletzt aufgrund seines hervorragenden Sicherheitsprofils und der Einfachheit in der Anwendung. Typische Komplikationen der tieferen Sedierungen fehlen, sodass gut ausgebildete Zahnärzte die inhalative Sedierung mit Lachgas selbstständig durchführen können.


Behandlung mit Lachgas: Die Nasenmasken sind in Passform und Dichtigkeit so konzipiert, dass die Kontamination der Raumluft minimiert wird. Für den Patienten verhindert eine Lachgassperre eine kritische Überdosierung.


Der Bedarf an Sedierungsmethoden, die der Zahnarzt selbstständig durchführen kann, ist groß. Das Spektrum an aufwendigen und zeitintensiven Eingriffen in Zahnarztpraxen hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Das sind Faktoren, die bei Patienten ein vielleicht schon bestehendes Unwohlsein oder gar Ängste verstärken oder auch neu auslösen können. Viele Patienten erwarten im dentalen Angst- und Schmerzmanagement daher ein hohes Maß an Komfort und Dienstleistungsorientierung von ihrem Zahnarzt.
Dank seines guten Sicherheitsprofils und seiner anxiolytischen Wirkung eignet sich Lachgas zur Angstlinderung bei gesunden Patienten mit geringer bis ausgeprägter Zahnbehandlungsangst. Das gilt für Kinder und erwachsene Patienten, die den Kategorien I und II der American Society of Anesthesiologists (ASA) Klassifikation angehören.
Entscheidend für das Gelingen der Sedierung ist vor allem die Fähigkeit zur Kooperation. Da Lachgas die Empfindlichkeit der oberen Atemwege reduziert, können auch Menschen mit einem übermäßig starken Würge- oder Schluckreflex behandelt werden, die sonst als sehr schwierige Patientengruppe gelten. Es gibt nur wenige Kontraindikationen, die im Anamnesegespräch abgefragt und problemlos identifiziert werden können. Aufgrund seiner relativ geringen analgetischen Wirkung wird Lachgas immer in Kombination mit einer Lokalanästhesie verabreicht.


Bei der inhalativen Sedierung wird eine Lachgas-Sauerstoff-Mischung per Nasenmaske appliziert. Die Patienten sind die ganze Zeit bei Bewusstsein, doch ihr Zustand ist gekennzeichnet von Entspannung, einem veränderten Zeitgefühl und leichter psychischer Entkopplung. So werden auch langwierige Behandlungen subjektiv als kurz und angenehm empfunden. Der Zahnarzt kann während der Behandlung die Sedierungstiefe durch Änderung der verabreichten Lachgaskonzentration jederzeit anpassen.
Ein großer Vorteil der Lachgassedierung liegt in der Verträglichkeit und dem schnellen Nachlassen der Wirkung nach Beendigung der Sedierung. Nach der Behandlung unter Lachgas kann der Patient ohne Begleitung die Praxis verlassen, ist verkehrstüchtig und je nach Invasivität des Eingriffs in der Lage, direkt wieder zu arbeiten. Für die Praxisorganisation liegt der Vorteil darin, dass für den sedierten Patienten kein hoher Zeit- oder zusätzlicher Raumaufwand benötigt wird, weder im Vorfeld der Behandlung noch danach.

Rechtliche und technische Voraussetzungen
Entscheidend für die positive Etablierung der Methode in den letzten Jahren ist eine solide rechtliche Basis durch verbindliche Richtlinien, die klare Vorgaben zu Anwendung und Ausbildung machen. Die Deutsche Gesellschaft für dentale Sedierung (DGfdS) hat die in Deutschland gültigen Ausbildungsstandards formuliert, die auf anerkannten internationalen Guidelines wie der des Council of European Dentists (CED) sowie Best-Practice-Beispielen basieren. Die BZÄK hat auf derGrundlage der deutschen Richtlinien in Zusammenarbeit mit der DGfdS und dem Berufsverband Deutscher Oralchirurgen (BDO) 2018 in einem Positionspapier Empfehlungen zur Ausbildung und apparativen und baulichen Ausstattung erarbeitet. Damit wurden den Zahnärzten klare Orientierungspunkte an die Hand gegeben, wie sie sich auf die Umsetzung der Lachgassedierung in ihrer Praxis vorbereiten und eine seriöse und rechtlich konforme Ausbildung identifizieren können.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die positive Entwicklung der letzten Jahre sind die hochwertigen und sicheren Geräte, die auf dem Markt verfügbar sind. Die sogenannten Flowmeter sind leicht zu bedienen und bieten mit Features wie der Lachgassperre, die eine kritische Überdosierung sicher verhindert, größtmögliche Sicherheit für die Patienten. Hohe Priorität hat bei den modernen Geräten auch der Arbeitsschutz. So verfügen alle in Deutschland erhältlichen Geräte über eine Lachgasabsaugung, die in der Regel an das bestehende Absaugsystem der Praxis angeschlossen wird. Zudem sind die Nasenmasken in Passform und Dichtigkeit so konzipiert, dass die Kontamination der Raumluft minimiert wird und damit die geltenden gesetzlichen Bestimmungen für Arbeitsschutz eingehalten werden.

Ausbildung unbedingt erforderlich
Eine qualifizierte Fortbildung zur Lachgassedierung muss neben der Technik und dem professionellen Umgang mit dem Gerät vor allem auch alle notwendigen medizinischen Kenntnisse vermitteln. Nach der erfolgreichen Absolvierung eines Zertifizierungskurses sollte der Zahnarzt mit der pharmakologischen Wirkung von Lachgas vertraut sein, ebenso mit den physiologischen Reaktionen beim Patienten, die mit einer Lachgassedierung einhergehen. Zu den Grundvoraussetzungen gehören auch die sichere Anwendung der Anamneseerhebung und die Einstufung der Patienten in die ASA-Klassifikation. Zudem muss der Zahnarzt die Indikationen und Kontraindikationen der Lachgassedierung kennen und in der Lage sein, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und richtig zu behandeln. Neben der selbstständigen Durchführung mehrerer Sedierungen ist die Schulung im Basic Life Support in Theorie und Praxis obligatorischer Bestandteil der Fortbildung. Eine qualifizierte Weiterbildung in der Sedierung mit Lachgas hat eine Dauer von mindestens 14 Stunden. Kursleiter sollten Anästhesisten oder Sedationisten sein; auch in der Anwendung und Ausbildung erfahrene Zahnärzte können zumindest Teile der Fortbildung übernehmen.

Blended Learning
Nicht zuletzt infolge der Coronapandemie hat das Interesse an eLearning-Angeboten zugenommen. Auch zur dentalen Sedierung gibt es gute Blended-Learning-Angebote. So bietet als Vorreiter das Dental Online College in Kooperation mit dem Institut für dentale Sedierung einen richtlinienkonformen Onlinekurs an. Hier kann die Theorie in zehn ausführlichen Videoeinheiten zeitlich flexibel absolviert werden. Abgeschlossen wird der Kurs mit einem Präsenztag, an dem die erlernten Kenntnisse durch die praktische Anwendung gefestigt werden. Wichtig ist, auch bei den Onlineangeboten genau hinzuschauen, ob der geforderte zeitliche Umfang und die nötigen Kursinhalte erbracht werden, um ein richtlinienkonformes und damit rechtlich haltbares Zertifikat zu erlangen.

Erfolg in der Praxis
Die Lachgassedierung bietet für Patient und Behandler viele Vorteile. Sie ist eine sehr sichere Methode und sie ist gut steuerbar. Dank der schnell einsetzenden und wieder abklingenden Wirkung kann die Sedierung während der Behandlung jederzeit auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Der Zeitaufwand ist sehr gering und kann problemlos in den laufenden Betrieb integriert werden. Wichtig für die erfolgreiche Umsetzung in der Praxis ist eine gute apparative Ausstattung genauso wie die Ausbildung, denn nur in der Methode kompetente Zahnärzte können den Patienten mit der Sedierung ein sicheres und angenehmes Behandlungsergebnis ermöglichen. Empfehlenswert ist, auch das Praxispersonal in die Fortbildung mit einzubinden. Die ZFA ist eine sehr wichtige Unterstützung in der täglichen Anwendung von Lachgas und erleichtert den Ablauf für den Zahnarzt, sowohl organisatorisch als auch in der Patientenkommunikation. Erfahrungsgemäß etabliert sich die Lachgassedierung in den Praxen, in denen das gesamte Team geschult ist, am schnellsten.

Fazit
Die Lachgassedierung ist schnell erlernbar und in der Anwendung sehr sicher. Dennoch ist eine qualifizierte Ausbildung, wie bei allen medizinischen Anwendungen, unerlässlich. Die medizinisch notwendigen Kenntnisse, um die richtige Patientenauswahl zu treffen und mit Komplikationen fachgerecht umgehen zu können, sind dabei ebenso wichtig wie die kompetente Bedienung der Geräte. Die Entscheidung für eine richtlinienkonforme Ausbildung ist nicht nur von rechtlicher Bedeutung, sondern korreliert auch nachweislich stark mit dem Behandlungserfolg.

Dr. Frank G. Mathers
Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Institut für dentale Sedierung, Köln
www.sedierung.com