Adstringierende Mittel

Weichgewebsmanagement bei der Abdrucknahme

Zusammen mit der Abformtechnik und dem Abformmaterial ist auch das Weichgewebsmanagement bei direkten und indirekten Restaurationen eine wichtige Voraussetzung für die Darstellung der Präparationsgrenze. Zahnarzt Dr. Steffen Biebl berichtet im Gespräch über seine Erfahrungen mit Aluminiumsulfatlösungen bei der gingivalen Retraktionsmethoden.



Herr Dr. Biebl, wo und wie setzen Sie Aluminiumsulfatlösungen ein?
Biebl: Wir haben in unserer großen Praxis mit insgesamt sieben Zahnärzten schon nahezu alles zur Blutstillung vor der Abdrucknahme ausprobiert. Als adstringierendes Mittel hat sich Aluminiumsulfat, wie es etwa in Orbat sensitive enthalten ist, bewährt. Und wir sind am Ende immer wieder dabei gelandet. Die 25%ige Aluminiumsulfat-Lösung verwenden unsere zahnärztlichen MitarbeiterInnen und ich seit über 20 Jahren. Im Wesentlichen setzen wir es zur Blutstillung und zum Gingivamanagement vor der Abdrucknahme zur Retraktion und zum Stoppen der Exsudation ein. Und auch vor adhäsiven Befestigungen oder Zementierungen.
Orbat sensitive kann direkt aus der Tropfflasche auf den Applikator oder auf die Retraktionsfäden aufgebracht werden. Im Vergleich zu anderen Substanzen, die wir bisher getestet haben, ist es ein angenehm zu handhabendes Mittel. Zudem beschweren sich Patienten nicht über einen unangenehmen Geschmack, da Orbat sensitive relativ geschmacks- sowie geruchsneutral ist. In der Praxis funktioniert das Mittel einfach gut.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Aluminiumsulfatlösungen gemacht?
Biebl: Eigentlich nur gute Erfahrungen. Ich habe mich natürlich auch schon bei Orbat forte bedient. Bei diesem Gel hat man den „Nachteil“, dass man das entstandene Eisen(III)-sulfat-Präzipitat nochmals absprühen muss. Deswegen haben wir uns für die Doppelfadentechnik mit Orbat sensitive entschieden, weil das für unsere Zwecke besser zu handhaben ist. Orbat forte setzen wir für die Pulpotomie und zur Stillung von Papillenblutungen ein.

Welches Behandlungsprotokoll verwenden Sie bei der prothetischen und konservierenden Versorgung?
Biebl: Letztendlich arbeite ich mit den klassischen Methoden, die man an der Universität lernt. Bei der Abdrucknahme ist das die Doppelfadentechnik mit dem Baumwollfaden, bei dem in der Regel beide Fäden mit Eisensulfatlösung getränkt sind. Wir verwenden das Orbat sensitive prinzipiell für die prothetische und auch konservierende Versorgung. Ein weiterer Vorteil des Orbat sensitive: Es beeinträchtig nicht den nichtdentinadhäsiven Verbund, zum Beispiel einer Kompositfüllung. Zudem verfärbt es das Dentin nicht und ist deswegen gut geeignet für Zahnhalsfüllungen.
Ich habe tatsächlich alle anderen Alternativen schon einmal ausprobiert – vor allem die Adstringenspasten aus den Karpulen, die ja vermeintlich bequem sind. Es ist einfach so, dass die meisten Zahnärzte durch die Doppelfadentechnik gelangweilt sind. Es ist eine Tätigkeit, für die man nicht unbedingt studiert haben muss, aber die Arbeit ist natürlich zwingend notwendig um eine saubere Präparationsgrenzegrenze abformen zu können. Hier ist für uns Orbat alternativlos.



Der Experte

Foto: privat

Dr. Steffen Biebl
Niedergelassen in eigener Praxis in Würzburg mit den Schwerpunkten restaurative Zahnmedizin, Endodontie und ästhetische Zahnheilkunde