Effektive Sprühnebelreduktion
Eine großvolumige Absaugung und eine optimierte Haltetechnik schaffen die besten Voraussetzungen für die Reduktion dentaler Sprühnebel. Dies hat kürzlich eine hochrangige Veröffentlichung nochmals unterstrichen. Daraus lassen sich für den Betrieb von Geräten in der Praxis weitreichende Schlussfolgerungen ziehen.
Die Frage, unter welchen Umständen das SARS-CoV2-Virus möglicherweise über dentale Sprühnebel übertragen werden kann, bleibt ein wichtiger Gegenstand für die Forschung. Aus Sicht des zahnärztlichen Teams stellt sich aber eine andere Frage viel dringender: Welche Geräte lassen sich unter Corona-Bedingungen sicher betreiben und unter welchen Vorkehrungen? Hier lichtet sich der Nebel dank einer Studie von Dr. Martin Koch, Technische Akademie Dürr Dental SE, und Prof. Dr. Christian Graetz, Universität Kiel, im renommierten Journal PLoS One [1].
Die Autoren untersuchten die Effektivität der Sprühnebelreduktion mit einer hochvolumigen Absaugung während einer simulierten Zahnpräparation unter Verwendung einer schnelllaufenden Turbine. Dabei verglichen sie (1) unterschiedlich große Saugvolumina (in Litern pro Minute) miteinander sowie (2) eine optimale mit einer nicht optimalen Absaugposition (16-mm-Kanüle).
Schattenverfahren bringt Licht in die Sprühnebelabsaugung
Präpariert wurde bei den Experimenten an einem Phantomkopf ein oberer erster Prämolar. Die dabei erzeugten Partikel mit einer Größe von 5 bis 50 Mikrometern wurden mithilfe des sogenannten Schattenverfahrens erfasst. Dabei nutzt man aus, dass jeder mit Licht bestrahlte Partikel einen Schatten wirft. Dank neuartiger Analyseverfahren und eines definiert schnell flackernden Lichts mit 127 Aufnahmen pro 10 Sekunden Messdauer lassen sich feinste Partikel in Echtzeit verfolgen. Dieses Messverfahren kommt ohne Laser und ohne mikrobiologische Methoden aus und erlaubt es, unter Einsatz sichtbaren Lichts die Partikelemission bei dentalen Geräten bzw. Instrumenten zu bestimmen.
Dabei waren die eigentlichen Zielgrößen (a) die Partikelzahl (eine „nackte“ Zahl ohne Einheit) pro Sekunde und (b) der Massenstrom bzw. Durchfluss der Partikel (in Mikrogramm pro Kubikmeter) pro Sekunde. Sie bewegten sich bei den Messungen im Rahmen der Studie zwischen 732 bzw. 3,72 (Absaugung: 160 l/Min.; suboptimale Halteposition) und 0 (Absaugung: 300 l/Min.; optimale Halteposition). Keine signifikanten Unterschiede wurden im Vergleich bei Volumenströmen von 300 l/Min. und 250 l/Min. festgestellt. – Was heißt das nun klinisch?
Saugvolumenstrom und Halteposition – eines sollte ideal sein
Ein beruhigendes Ergebnis der vorliegenden Studie lautet: Zur Zahnpräparation kann auch unter Corona-Bedingungen eine schnelllaufende Turbine verwendet werden. Kühlung muss zwar sein, aber der dabei entstehende Spraynebel kann durch eine effektive zahnärztliche Absaugung hinreichend stark reduziert werden – unter Idealbedingungen auf nahezu null, d.h. bei einem Volumenstrom von 300 l/Min. und einer optimalen Halteposition. „Optimal“ heißt dabei: etwa ein Zentimeter vom Zahn entfernt. Näher dran würde eine Entfernung des Kühlmittels fast unmittelbar an der Zahnoberfläche bedeuten. Dies würde die Kühlwirkung beeinträchtigen und für die Pulpa eine Überhitzungsgefahr mit sich bringen.
Kann jedoch aufgrund der klinischen Verhältnisse nicht das Optimum von ein Zentimeter Abstand vom Zahn eingehalten werden, so lässt sich dies durch eine optimale Absaugung mit einem Durchfluss von 300 Litern pro Minute kompensieren. Umgekehrt lässt sich ein etwas geringerer Durchfluss von 250 Litern pro Minute durch eine optimale Absaugposition wettmachen.
Praxistipps: Volumenstrom kontrollieren – Haltetechnik optimieren
Damit lässt sich festhalten: Es sind auch bei nicht optimalen Absaug-Bedingungen Sicherheitsreserven vorhanden. Unter die 250 Liter pro Minute sollte der Wert aber nicht fallen. ‧Daher sind eine sorgfältige Auslegung der Sauganlage durch einen Fachmann bei der Installation und eine regelmäßige Desinfektion und Reinigung unbedingt zu empfehlen. Ebenso ist es immer wichtig, die eigene Haltetechnik weiter zu ‧optimieren.