Frauen als Praxisgründer auf der Überholspur
Zum ersten Mal haben 2019 mehr Frauen als Männer den Schritt in die Niederlassung gewagt. Welche Praxisform sie dabei bevorzugen, wie investitionsbereit sie sind und wann sie sich niederlassen, verrät die aktuelle Existenzgründungsanalyse Zahnärzte der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank).
Bereits in den letzten Jahren hatte sich abgezeichnet, dass Frauen in der Zahnmedizin deutlich auf dem Vormarsch sind. Sie bilden nicht nur längst die Mehrheit unter den Studierenden des Fachs, sondern stellen auch den Großteil der im Angestelltenverhältnis beschäftigten zahnärztlichen Praxismitarbeiter. Immer mehr Zahnärztinnen wagen zudem den Schritt in die Selbstständigkeit. Im vergangenen Jahr haben Frauen ihre männlichen Kollegen nun erstmals als Praxisgründer überholt: Mit 51 Prozent haben sich im 2019 bundesweit mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte niedergelassen, wie die ApoBank in ihrer kürzlich veröffentlichten Existenzgründungsanalyse ermittelt hat.
Die Analyse 2019 gründet auf einer Stichprobe von ca. 500 durch die ApoBank begleiteten zahnärztlichen Existenzgründungen. Die Daten wurden zunächst anonymisiert und dann von der ApoBank in Kooperation mit dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) ausgewertet.
Einzelpraxis noch immer bevorzugt
Demnach favorisieren Zahnärztinnen ebenso wie ihre männlichen Kollegen nach wie vor die Einzelpraxis für den Start in die Existenzgründung. Nur jeder vierte Praxisgründer entschied sich der Analyse zufolge für die Niederlassung in einer Kooperation. Auch zwischen den Geschlechtern bestätigte sich die Zurückhaltung gegenüber kooperativen Praxisformen: 2019 wählten nur 27 Prozent der Zahnärztinnen und 29 Prozent der Zahnärzte eine gemeinschaftliche Niederlassung. „Wir wissen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem generell bei vielen Heilberuflern ein wichtiges Kriterium für die Lebensentwürfe ist, insbesondere auch bei Frauen. Und gerade das ist in einer eigenen Praxis durchaus möglich, schon durch die größere Freiheit bei der Gestaltung des Arbeitsalltags“, kommentierte Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank, das Ergebnis.
Zahnärztinnen favorisieren kleinere Praxis
Geschlechterunterschiede zeigten sich vor allem beim Thema Praxisinvestitionen. So investierten Zahnärztinnen, die eine Einzelpraxis übernommen hatten, 2019 durchschnittlich 318.000 Euro. Zahnärzte hingegen gaben im Durchschnitt knapp ein Viertel mehr – rund 392.000 Euro – für ihre Praxis aus. Diese Präferenzen beobachte man seit Jahren, sagte Zehnich. „Frauen starten häufig mit kleineren Praxen. So haben sie mehr individuellen Freiraum und die finanziellen Verbindlichkeiten sind überschaubarer. Trotzdem ist auch bei vielen Existenzgründerinnen in den letzten Jahren eine Bereitschaft zu höheren Praxisinvestitionen zu erkennen.“ Diesen Trend spiegeln auch die Daten der Analyse: Demnach investierten Frauen mit 174.000 Euro ähnlich viel in die Modernisierung und Ausstattung ihrer übernommenen Praxis wie Männer mit 182.000 Euro.
Frauen etwas später als Praxisgründer aktiv
Ein weiterer Unterschied zwischen den Geschlechtern, den die aktuelle Analyse offenbart, ist der gewählte Zeitpunkt für die Niederlassung. Denn 2019 ließen sich Zahnärztinnen durchschnittlich rund ein Jahr später nieder als ihre männlichen Kollegen. Ein genauerer Blick zeigt: Während mit 54 Prozent mehr als die Hälfte der Zahnärzte noch bis zum 35. Lebensjahr den Schritt in die Praxisgründung wagte, betrug der Anteil der Zahnärztinnen zu diesem Zeitpunkt nur 39 Prozent. Als Grund dafür vermutet Zehnich die Familienplanung.
Weitere Informationen zu den Existenzgründungen bei Zahnärzten im Jahr 2019 gibt es hier. Die vollständige Existenzgründeranalyse liegt zudem auf der Website der apoBank als Download bereit.
Um insbesondere jungen Zahnärztinnen individuelle und maßgeschneiderte Unterstützung auf dem Weg in die eigene Praxis und während der Selbstständigkeit zu bieten, hat die apoBank ein eigenes Konzept erstellt. Gemeinsam mit der Zahnärztlichen Abrechnungsgenossenschaft eG hat die Standesbank die erste “Zahnpraxis der Zukunft” in Düsseldorf eröffnet. Sie bietet die Möglichkeit, Selbständigkeit auszuprobieren und Kenntnisse in moderner Praxisführung aufzubauen, ohne direkt die finanzielle Belastung eines Praxiskaufes auf sich zu nehmen. Weitere Informationen dazu gibt es hier.
Quelle: apoBank