Abformmaterial Silginat: Logische Alternative zu Alginat
Präzision im zahnärztlich-zahntechnischen Sinne bezieht sich auf die reproduzierbare Genauigkeit – also auf die routinemäßig erzielbare Passgenauigkeit von direkt im Patientenmund oder unter Zuhilfenahme laborgestützter Fertigungswege erstellten Werkstücken. Ziel ist es, eine formgetreue Zuverlässigkeit von 50 μm zu erreichen. Mit dem richtigen Abformmaterial ist das kein Problem.
„Wann beginnt bei einer zahnprothetischen Behandlung die Präzision?“ Antwort: „Schon vor Beginn der Leistungserbringung.“ Also bereits im Kopf des Behandlers. Dies bedeutet, dass bei Abformungen die Präzision nicht erst mit der Abdrucknahme für die Erstellung des Meistermodells zum Tragen kommt, sondern bereits bei der Gegenkieferabformung (Abb. 1).
Zweifelsohne wird die bei Abdrucknahmen gedanklich angestrebte Qualität der produzierten Abformungen von unterschiedlichen Faktoren bestimmt. Die richtige Auswahl des für den klinischen Fall am besten geeigneten Abdruckmaterials hat dabei einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg [1, 2, 5, 6, 8, 10, 11, 12].
Fehlerfrei reproduzierbare Qualität
Mit Blick auf eine sicher reproduzierbare, immer gleichbleibend hohe Qualität bei der klinischen Abdrucknahme und späteren Modellerstellung ist hervorzuheben, dass die größte Fehlerquelle sich beim „Faktor Mensch“ findet, nicht bei dem benutzten Equipment oder dem verwendeten Material. Daher ist es umso hilfreicher, wenn bei einer durchzuführenden Abformung die hinzugezogenen Geräte und Abdruckmassen diese unsichere Komponente Mensch – soweit es möglich ist – auf ein Mindestmaß reduzieren [3, 4, 9, 13].
Mit A-Silikon-Abdruckmassen lassen sich selbst schwierig zu befüllende bimaxilläre Segment-Abdrucklöffel mühelos beschicken. Zurückzuführen ist dies auf die werkstoffkundlichen Eigenschaften des Materials, die ein schnelles und trotzdem gut steuerbares Ausbringen mit einem gleichzeitig problemlosen Einbringen auf Abformmassenträger bei der maschinellen Materialvermengung vereinen (Abb. 2).
Ausgezeichnete Thixotropie vom Abformmaterial Silginat
Diese speziellen Abformmassenträger werden auch in Deutschland aufgrund ihrer vielfachen nützlichen Verwendungsfähigkeit bei bimaxillären Segment-Abdrucknahmen immer beliebter. Dies ist ein nicht zu unterschätzendes Argument, von Alginat auf das Abformmaterial Silginat (Kettenbach Dental) umzurüsten.
Ein weiterer wichtiger klinischer Vorteil additionsvernetzender Silikon-Abdruckmassen, hinsichtlich Sicherstellung einer korrekten Abformung auch komplexer anatomisch-morphologischer Gegebenheiten, besteht in der ausgezeichneten Thixotropie, sprich der Standfestigkeit des angemischten Materials bei gleichzeitig exzellenter Anfließfähigkeit mit dabei sanftem, aber garantiertem Druckaufbau.
Insbesondere bei Überabformungen von enoralen Gerüstanproben zahntechnischer Werkstücke, die zerklüftete, unter sich gehende Strukturen aufweisen, ist dies eine unschlagbare, zweckmäßige Materialeigenschaft (Abb. 3 und 4). Diese günstige Eigenschaft steht daher auch bei der monophasischen Anwendung bei der myofunktionellen Funktionsabformung im Vordergrund (Abb. 5 und 6).
A-Silikone verlässliche Alginat-Alternative
Das Abformmaterial Silginat gehört zur Gruppe der additionsvernetzenden Alginatersatz-Silikonmassen. Die für A-Silikone bekannte Reißfestigkeit, die gute Beschneidbarkeit, die angenehme (für Patient und Behandler gleichermaßen) leichte Entnehmbarkeit des abgebundenen Materials aus dem Patientenmund in Verbindung mit einem Rückstellvermögen von 99,5 Prozent machen Silginat dadurch zu einer klinisch verlässlichen Alternative für die ansonsten von Alginat dominierten Anwendungsbereiche.
Präzise Abformungen für akkurate Arbeitsmodelle sind ohne Ausnahme immer gefordert. So müssen auch vermeintlich simple Abdrücke, die zum Beispiel einer einfachen Wiederherstellung von gebrauchsunfähigem Zahnersatz dienen, letztendlich alle anatomischen sowie werkstückrelevanten Verhältnisse perfekt wiedergeben. Was bedeutet, dass grundsätzlich auch simple Reparaturen mit höchster Präzision auszuführen sind. Mit Alginat ist dies üblicherweise möglich.
Die werkstoffkundlichen Eigenschaften von A-Silikon-Alginatersatz-Materialien bieten jedoch im Prozess der einzelnen extraoralen, intraoralen und dann wieder extraoralen Arbeitsschritte ein problemloseres Vorgehen (Abb. 7). So lässt beispielsweise die maschinelle Vermengung der beiden aus der 380-ml-Großkartusche exakt vordosierten Grundkomponenten im Vergleich zur Anmischung der mittels Hand zu bemessenden Wasser-/Pulver-Menge bei Alginat keine Dosierungsfehler erwarten. Zu solchen Dosirungsfehlern kommt es selbst dann nicht, wenn die beiden Grundkomponenten dann auch in einem Anmischgerät miteinander vermengt werden.
Zuverlässige Verarbeitungszeit
Ebenso zuverlässig kann auch der (für eine durchschnittliche Raumtemperatur von 23 °C ausgewiesenen) Verarbeitungszeit der A-Silikon-Alginatersatz-Materialien vertraut werden. Denn eine ähnlich verarbeitungsgünstige Temperatur der benötigten Wassermenge bei der Alginatanmischung ist ohne Thermometer kaum zu erzielen. Bekanntermaßen beeinflusst ja die Temperatur gemäß RGT-Regel (nicht nur) chemische Abbindeprozesse ganz entscheidend. Die maschinelle Anmischung aus einer 380-ml-Großkartusche begünstigt darüber hinaus nicht nur eine nach außen zum abzuformenden Bereich hin gerichtete Präzision, sondern auch eine innere zur Abformmassenträgerseite hin vorherrschende.
Ein Querschnitt durch eine abgebundene Abdrucklöffel-Befüllung zeigt eine homogene Masse, deren beide, farblich sehr unterschiedliche Ausgangskomponenten korrekt miteinander vermengt wurden. Die maschinelle Vermischung ist einwandfrei, ohne kompromittierte Abschnitte. Ebenso lassen sich keinerlei Lufteinschlüsse im Abformmaterial Silginat feststellen. Des Weiteren zeigen sich auch keine Beeinträchtigungen des abgebundenen Materials durch die Abbindung verhindernde Einflüsse, zum Beispiel durch mit Latex gepuderte Handschuhe oder eingecremte Handoberflächen (Abb. 8).
Keine unbrauchbaren Ergebnisse
Letztendlich bewirkt die genaue Durchmischung der korrekt volumenmäßig bestimmten beiden A-Silikon-Materialmengen auch die gesamte positive Entfaltung der werkstoffgegebenen Eigenschaften dieser Alginatersatz-Abformmassen: Dazu zählen unter anderem die Gummielastizität und die damit zusammenhängende Reißfestigkeit. Diese Materialcharakteristika gestalten die Entnahme solcher Abdrücke aus dem Mund nicht nur für Patienten relativ angenehm, sondern verhindern auch, dass Abdrücke durch das Abreißen von unter sich gehenden oder interdentalen Ausläufern unbrauchbar werden – ganz im Gegensatz zu Alginat-Abformungen.
Der Experte
Dr. Markus Firla absolvierte sein Zahnmedizinstudium in Münster und ist seit 1994 niedergelassen in eigener Praxis in Hasbergen-Gaste. Seit 1988 ist er als Berater für Dentalfirmen tätig.