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Hygienemanagement in der Zahnarztpraxis: Worauf es ankommt

Hygienemanagement in der Zahnarztpraxis: Der Schutz der Patienten und des gesamten Teams ist einer der wichtigsten Punkte in einer Praxis. Ein gut funktionierendes Hygienemanagement ist daher unumgänglich. Die komplette Hygienekette muss geschlossen sein, um fehlerfreie Ergebnisse garantieren zu können. Worauf es ankommt, erläutert Otto Wiechert, Vertriebsmanager für Hygiene und Qualitätsmanagement bei Henry Schein Deutschland, im Interview.



Herr Wiechert, warum bietet es sich für Zahnarztpraxen an, ein individuelles Hygienekonzept in ihren Alltag zu implementieren?

Wiechert: Die Behörden überwachen die Vorgaben zur Infektionshygiene in Zahnarztpraxen und fordern ein regelkonformes Hygienemanagement. Daher empfehlen wir Praxisinhaber bereits vor einer Begehung mit dem Berater ihres Vertrauens zu sprechen, um eventuelle Mängel zu beheben. Das Problem bei der Praxishygiene liegt nicht nur im Gerätebereich – wie beispielsweise Desinfektor, Sterilisator oder Siegelgerät. Ein Großteil liegt bereits in der täglichen Routine beim Umgang mit den Patienten oder der Behandlung. Routinearbeiten wie die Reinigung und Desinfektion der Böden und Flächen, das Waschen und Desinfizieren der Hände sowie das Tragen von Schutzkleidung müssen im täglichen Ablauf fest verankert sein. Hygiene kann nur wirklich effektiv funktionieren, wenn die gesamte Hygienekette geschlossen ist. Fehlt auch nur ein Glied innerhalb dieser Kette oder ist diese in sich unterbrochen, ist nicht nur das Ergebnis fehlerhaft, sondern die gesamte Vorarbeit hinfällig – von der Gefährdung der Behandler, des Personals sowie der Patienten ganz abgesehen.

Welche Vorteile hat die Praxis durch das Hygienekonzept?

Wiechert: Rechtssicherheit und der Schutz des Patienten und des Praxispersonals sind mit Abstand die wichtigsten Punkte. Sind alle Vorgänge lückenlos nachweisbar, kann dies für den Praxisinhaber im Falle einer rechtlichen Auseinandersetzung eine wesentliche Rolle spielen. Nicht zu vergessen sind aber auch Aspekte wie die Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit und die damit einhergehende positive Wahrnehmung, die für steigende Patientenzahlen sorgen kann. Ich möchte hier nur ein kurzes Beispiel nennen: Ob ein Hygienekonzept funktioniert und umgesetzt wird, ist sehr schnell daran zu erkennen, wenn sich das Personal und deren Angehörige in der eigenen Praxis behandeln lassen. Nur wenn die Überzeugung in das Hygienemanagement der Praxis gegeben ist, wird das Personal sich für die Praxis einsetzen. Patienten, die eine saubere, organisierte Praxis erleben, und Personal, das die Hygiene lebt, werden sich sicher fühlen und entsprechend Werbung für „ihre“ Praxis betreiben. Langfristig spielt natürlich für jeden Praxisinhaber die Reduktion der Kosten eine Hauptrolle. Durch geänderte Abläufe, die Zeit sparen und erlauben, Ressourcen effektiver einzusetzen, liegt die Kosten-Nutzen-Rechnung klar auf der Hand.

Welche Aspekte gehören für Sie zu einem gut funktionierenden Hygienemanagement? Welche Bausteine sind empfehlenswert?

Wiechert: Neben dem bereits erwähnten Schutz für Behandler und Patienten gehört zu einem guten Hygienemanagement auch ein QM-Handbuch, das gelebt und gewissenhaft geführt wird. Es ist quasi das „Herzstück“ des Qualitätsmanagements und dient als Grundlage für dessen Einführung, Umsetzung und Weiterentwicklung. Die erforderlichen Informationen, die zur Sicherung und Verbesserung der Qualität in der Praxis beitragen, werden dort festgehalten. Im Vordergrund steht immer die Umsetzbarkeit. Kein Hygienekonzept wird nachhaltig funktionieren, wenn es nicht einfach und schnell umzusetzen ist. Aber mit den richtigen Tools können viele Prozesse, wie das Sterilgutmanagement, automatisiert und Fehlerquellen minimiert werden. Genau hier setzt das Hygienekonzept von Henry Schein an.

Mit wie viel Aufwand muss eine Praxis für die Umsetzung eines Hygienekonzepts rechnen und wie viel Aufwand wird es im späteren Alltag sein, dieses zu pflegen?

Wiechert: Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich spielt eine Reihe von Komponenten eine Rolle. Zuallererst müssen die Räumlichkeiten und die Einrichtung den Anforderungen genügen. Dazu gehören beispielsweise Steri, Aufenthaltsraum, WC und Behandlungszimmer. Dann gilt es zu evaluieren, ob die entsprechend benötigten Geräte – Behandlungseinheit, Sterilisator, Desinfektor – vorhanden und in technisch einwandfreiem Zustand sind. Auch müssen die Instrumente und Materialien – Desinfektionsmittel, Handschuhe, Hand- und Winkelstücke, Helix-Test für den Steri – verfügbar sein und den Normen entsprechen. Von großer Bedeutung ist natürlich, dass das Praxispersonal fachlich geschult ist und „nachweislich“ die entsprechenden Kenntnisse besitzt. Erst wenn all diese grundsätzlichen Voraussetzungen gegeben und Faktoren wie Praxisgröße, Personalzahl und andere Punkte bekannt sind, kann eine ungefähre Zeitschätzung vorgenommen werden. Das klingt alles erst einmal sehr zeitintensiv, aber unser Hygienekonzept unterstützt Praxen dabei, dass die Umsetzung von Hygieneabläufen nicht zur zeitfressenden Zusatzarbeit wird. Mit entsprechenden Checklisten verschaffen wir uns einen guten Überblick, um dann im Nachgang die jeweils individuelle Lösung zu erarbeiten.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Ist diese für ein Hygienekonzept empfehlenswert und in welchen Bereichen kommt diese zum Einsatz?

Wiechert: Auch bei einem EDV-unterstützten Hygienekonzept ist es wichtig, die bei der täglichen Arbeit anfallenden Prozesse und Tätigkeiten am Computer zu hinterfragen. Zum Beispiel: „Ist das, was ich hier dokumentiere, wirklich wichtig? Wird dies aus rechtlicher Sicht wirklich verlangt? Wo ist schriftlich nachzulesen, wer hier was fordert? Wie weit dokumentiere ich?“ In diesem Bereich gibt es noch einige Fragen. Ich habe Praxen erlebt, die einen Teil ihrer Arbeit damit verbringen, überflüssige Dokumentationen und Prozesse zu erfassen. Dies betrifft aber nicht nur die EDV, sondern auch den gesamten Praxisbereich. Häufig werden aufgrund einer mündlichen Aussage ohne entsprechenden rechtlichen Nachweis täglich mehrere Stunden mit überflüssigen Arbeiten verschwendet. Die grundsätzliche Aussage lautet hier: Ohne digitale Unterstützung lassen sich die Anforderungen aktuell und in der Zukunft nicht mehr umsetzen. Aufbewahrungsfristen, Prozessdokumentation, Wartungskontrollen, Geräteüberwachung, Personal-impfbuch, Nachweise für Schulung und Aufklärung, Checklisten, Handbuch, Archivierung, Kontrolle, Verfallsdaten und sehr vieles mehr lassen sich dauerhaft nicht mehr nur mit Papier und Bleistift organisieren. Hier ist dann mit jeder Praxis individuell zu klären, in welchem Rahmen digitale Prozesse sinnvoll zum Einsatz kommen können. Die Systeme, die wir als Full-Service-Unternehmen anbieten, lassen sich deshalb dem Praxisbedarf an‧passen.

Welchen Anteil hat das Praxisteam an dem Erfolg eines gut funktionierenden Hygienemanagements?

Wiechert: Das komplette Praxisteam trägt die Hauptverantwortung für ein gut funktionierendes Hygienemanagement. Der Inhaber und sein Team müssen an einem Strang ziehen und die Wichtigkeit eines regelkonformen Hygienemanagements verstehen. Gerade die ZFA wird hier zukünftig noch weiter in die Verpflichtung genommen: Sie muss die Leit‧linien des Praxis-QMs und alle Vorgaben, Arbeitsanweisungen und Prozessbeschrei‧bungen in der täglichen Arbeit am und für den Patienten umsetzen. Gibt es ein Mitglied im Praxisteam, sei es nun ZFA oder der Inhaber selbst, das hier nicht integriert und entsprechend geschult ist, kann kein Konzept einwandfrei funktionieren.

Wie unterstützt Henry Schein Praxen bei der Implementierung eines Hygienekonzepts?

Wiechert: Henry Schein möchte seinen Kunden mehr bieten und nicht möglichst viele Produkte wie Sterilisatoren oder Desinfektoren verkaufen. Es hilft keiner Praxis, die neuesten Geräte zu haben, wenn sie nicht richtig bedient werden können oder die Räumlichkeiten nicht den Mindestanforderungen entsprechen. Uns liegt sehr viel daran, langfristig mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten. Daher berücksichtigen wir bei unseren Planungen und Beratungen die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Praxis. Grundsätzlich sind wir in der Lage, von der Planung, Einrichtung, Betreuung und Technik bis hin zur EDV alle Bereiche abzudecken. In den meisten Fällen wird nach unserem Praxis-Check vor Ort mit dem Inhaber besprochen, welche Lösungen langfristig sinnvoll sind und umgesetzt werden sollten.

Dies kann der Umbau des Steris sein oder auch „nur“ die Einbindung der vorhandenen älteren, normgerechten Geräte, wie Steri oder Desinfektor, in unsere Dokumentationssoftware DOCma. Ähnlich wie ein Architekt nach der Besichtigung eines Hauses, erstellen wir einen Plan, der Maßnahmen zeigt, die sofort oder auch in Zukunft in mehreren Schritten in Angriff genommen werden können. Gemeinsam mit der Praxis wird dann über die notwendigen Investitionen gesprochen. Diese Maßnahmen begleiten wir dann mit unseren fachkundigen Planern, Technikern und Spezialisten. Natürlich bieten wir hier interessante Finanzierungs- und Leasingmodelle an. Durch dieses Konzept haben wir in ganz Deutschland bereits eine Vielzahl von Praxen nicht nur ohne Beanstandung durch die „Begehung“ geführt, sondern die Säulen geschaffen, um langfristig ein erfolgreiches Hygienemanagement betreiben zu können.

Otto Wiechert

Vertriebsmanager für Hygiene und Qualitätsmanagement bei Henry Schein Dental Deutschland. Steht im regelmäßigen Kontakt mit Zahnarztpraxen im gesamten Bundesgebiet.

Kontakt: hygiene@henryschein.de

IDS-Auftritt
Zum Messeauftritt von Henry Schein gehört unter anderem eine voll funk‧tionsfähige Hygiene-Strecke mit Thermodesinfektor, Siegelgerät, Autoclav und passendem Mobiliar. Spezialisten von Henry Schein können so anschaulich und praxisnah den Ablauf und die optimale Einrichtung eines Hygieneraums erläutern. Als besonderes Highlight präsentiert das Unternehmen ein neues Wasseraufbereitungssystem für Behandlungseinheiten. Besucher finden den Stand von Henry Schein wie in den Vorjahren in Halle 10.2, Gang M, Stand 48/49.