InvestMonitor: Zahnarzt könnte es besser gehen
Die Daten des aktuellen „InvestMonitor Zahnarztpraxis“ des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) sowie aus dem Jahrbuch 2013 der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zeigen, dem Patienten Zahnarzt könnte es besser gehen: Die Einzelpraxisneugründung wird immer unattraktiver und das Einkommen der Zahnärzte in Deutschland ist zwar leicht gestiegen, doch insgesamt sind Zahnärzte in der Einkommensskala spürbar abgerutscht.
Das IDZ analysiert seit 1984 gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) das zahnärztliche Investitionsverhalten bei der Niederlassung. Der Trend der vergangenen Jahre scheint sich dabei zu bestätigen: 2012 betrug der Anteil der neu gegründeten Einzelpraxen unter allen Niederlassungsformen nur zwölf Prozent. Das benötigte Finanzierungsvolumen für die Neugründung einer Einzelpraxis ist deutlich höher als bei anderen Praxisformen. Im Jahr 2012 wurde für eine Einzelpraxisneugründung mit 406 000 Euro im Durchschnitt das höchste Gesamtfinanzierungsvolumen aufgewendet. Der Abstand zu den anderen Praxisformen verringerte sich allerdings gegenüber dem Vorjahr, da das Finanzierungsvolumen der Einzelpraxisneugründung um 30 000 Euro bzw. sieben Prozent sank, während in allen anderen Niederlassungsformen gegenüber 2011 zum Teil deutlich höhere Finanzierungsvolumina abgefragt wurden.
Aus dem „InvestMonitor Zahnarztpraxis“ geht hervor, dass die Übernahme einer Einzelpraxis im Jahr 2012 die häufigste Form der zahnärztlichen Existenzgründung war. 61 Prozent der Zahnärzte entschieden sich für diesen Weg in die Selbstständigkeit. Das Finanzierungsvolumen einer Einzelpraxisübernahme belief sich 2012 auf 301 000 Euro; dies entspricht in etwa dem Vorjahresniveau.
Im Jahr 2012 wählten 27 Prozent der zahnärztlichen Existenzgründer die Berufsausübungsgemeinschaft; bei den jüngeren Zahnärztinnen und Zahnärzten (bis 30 Jahre) lag der Anteil der Berufsausübungsgemeinschaft bei 41 Prozent. Die Niederlassung in Form einer Berufsausübungsgemeinschaft erforderte 2012 ein deutlich höheres Finanzierungsvolumen als im Vorjahr: Die Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft schlug mit 340 000 Euro zu Buche, während die Übernahme einer Berufsausübungsgemeinschaft im Schnitt ein Finanzierungsvolumen in Höhe von 321 000 Euro erforderte.
Während das Finanzierungsvolumen von kieferorthopädischen Fachpraxen im Durchschnitt auf dem Niveau allgemeinzahnärztlicher Praxen lag, wurde bei Existenzgründungen von oralchirurgischen Praxen sowie von MKG-Fachpraxen in der Regel ein gegenüber allgemeinzahnärztlichen Praxen um 20 bis 30 Prozent höheres Finanzierungsvolumen benötigt.
Das Durchschnittsalter der zahnärztlichen Existenzgründer bei der Niederlassung betrug 36,1 Jahre. Die Altersstruktur der zahnärztlichen Existenzgründer lässt erkennen, dass 15 Prozent sich bis zum 30. Lebensjahr niederlassen, während 21 Prozent bereits das 40. Lebensjahr überschritten haben. 64 Prozent der Existenzgründer waren zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Neben den bei einigen Praxisformen gestiegenen Finanzierungskosten gibt es aber auch gute Nachrichten: Das Einkommen der Zahnärzte in Deutschland ist gestiegen auf durchschnittlich 130 411 Euro im Jahr. Doch insgesamt sind die Zahnärzte in der Einkommensskala spürbar abgerutscht. Dafür sprechen die Daten aus dem KZBV-Jahrbuch 2013.
Facharztgruppe mit niedrigem Einkommen
Während sich das Zahnarzteinkommen 1980 noch im oberen Bereich der Facharzteinkommen bewegte, sank es im Lauf der Jahre – relativ zu den anderen Facharztgruppen – kontinuierlich. 1997 lagen die Zahnärzte mit ihrem Einkommen noch im Mittelfeld.
Im Jahr 2011 verschlechterte sich die Lage der Zahnärzte unter den Facharztgruppen nochmals deutlich, sodass die Zahnärzte nunmehr zu den Facharztgruppen mit den niedrigsten Einkommen gehören, gemeinsam mit Kinderärzten und Allgemeinärzten. Am oberen Ende der Einkommensskala stehen Radiologen/Nuklearmediziner, Augenärzte und Chirurgen.
Dennoch: Auch im Jahr 2011 ist das Einkommen der Zahnärzte gestiegen: Der Einnahmen-Überschuss lag im Durchschnitt bei 130 411 Euro, das entspricht einer Zunahme von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei variiert die Einkommensspanne stark: So lagen 50 Prozent der Zahnärzte in Deutschland 2011 mit ihren Einkommen vor Steuern unter 116 790 Euro (Medianwert), 50 Prozent darüber. 13,3 Prozent der Zahnärzte erreichten nicht einmal einen Einnahmen-Überschluss von 50 000 Euro. Nach wie vor bestehen dabei deutliche Einkommensunterschiede zwischen den neuen und den alten Bundesländern.
Ein Beispiel: Nach Abzug von Steuern und Beiträgen für die soziale Sicherung ergab sich für einen verheirateten Zahnarzt mit zwei Kindern, der genau das mittlere Einkommen erzielte, im Jahr 2011 ein verfügbares Einkommen von 70 650 Euro im Bundesdurchschnitt. Verglichen mit einem Arbeitnehmer mit 13 Monatsgehältern entspricht dies einem verfügbaren Einkommen des Zahnarztes von rund 5430 Euro monatlich. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Zahnarzt eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 47,5 Stunden hat, die erheblich über der durchschnittlichen Arbeitszeit der Bevölkerung liegt.
Wochenarbeitszeit von 47,5 Stunden
Die KZBV warnt: „Angesichts des langfristigen Schrumpfungsprozesses der zahnärztlichen Einkommen ist es vielen Zahnärzten finanziell nicht mehr möglich, ihren Patienten innovative Behandlungsmethoden anzubieten.“ Auch notwendige Aufwendungen zur Qualifizierung des Praxispersonals durch Fortbildung seien hierdurch gefährdet.
Der Verband hat berechnet: Insgesamt muss ein Zahnarzt rund 227 Euro pro Behandlungsstunde an Honorarumsatz erzielen, um die Betriebsausgaben und sein eigenes Einkommen zu erwirtschaften.
Bezieht man die Fremdlaborausgaben mit ein, ergibt sich ein Gesamtumsatz von 280 Euro pro Behandlungsstunde. Die durchschnittlichen Praxisausgaben liegen im Durchschnitt bei 276 981 Euro, davon entfallen 76 563 Euro auf Arbeiten von Fremdlaboren.
In Bezug auf die Mundgesundheit der Deutschen leisten Zahnärzte und Patienten offenbar gute Arbeit: Die Mundgesundheit in Deutschland bessert sich, der langfristige Abwärtstrend bei Füllungen hat sich im Jahr 2012 weiter fortgesetzt.
Weniger Zahnfüllungen und gezogene Zähne
Demnach ist die Anzahl der über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechneten Zahnfüllungen 2012 um 2,9 Prozent auf 52,5 Millionen Füllungen gesunken. Dabei war der Rückgang bei ein- und zweiflächigen Füllungen (minus 3,2 Prozent) etwas stärker als der Rückgang bei drei- und mehrflächigen Füllungen (minus 2,2 Prozent).
Auch die Zahl der Extraktionen verringerte sich: Mit insgesamt 13 Millionen wurden im gleichen Zeitraum auch 0,2 Millionen Zähne weniger gezogen. Währenddessen ist die Zahl der innerhalb des GKV-Systems behandelnden Zahnärzte mit rund 60 000 stabil geblieben.
„Die Zahlenreihen zeigen uns, dass wir die Karies immer weiter zurückdrängen. Das Jahrbuch ist damit sowohl für die wissenschaftliche Diskussion als auch für die politische Debatte um die Gestaltung der Gesundheitsversorgung eine objektive und zentrale Datenbasis“, sagt Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV.