Der Zahnarzt als Stratege
Der ärztliche Grundauftrag besteht ganz klar in der medizinischen Versorgung. Doch längst müssen Zahnärzte gleichzeitig ihre Praxen wie ein Unternehmen kontinuierlich weiterentwickeln. Um sich auf dem Markt vorne einzureihen, ist es wichtig, die richtige Strategie zu finden.
Selbst wenn es nach wie vor im Studium zu kurz kommt: Für niedergelassene Zahnärzte hängt die langfristige Sicherung ihrer Zukunft längst nicht nur von ihrem medizinischen Können, sondern auch von ihren unternehmerischen Fähigkeiten ab. Daher gehört der Spagat zwischen der Berufung als Arzt und dem Beruf des Managers mittlerweile zu den größten Herausforderungen im immer intensiver werdenden Wettbewerb. Vor diesem Hintergrund gewinnt ein Thema auch für den Praxisinhaber zunehmend an Bedeutung: Strategie.
Das Wort ist ursprünglich militärischer Natur. Denn es stammt vom altgriechischen Strategós ab, was Feldherr bedeutet. Seit vielen Jahrzehnten ist Strategie jedoch auch ein fester Begriff in der Wirtschaft. Im ökonomischen Zusammenhang versteht man darunter zunächst das langfristige Anstreben eines gesetzten Ziels unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Möglichkeiten.
Im Gesundheitswesen wird aber auch immer sichtbarer, dass sich Praxen in einem dynamischen, komplexen und kaum vorhersehbaren Markt bewegen. Wie kann in diesem Umfeld eine Strategie bestehen, die auf Vorhersehbarkeit und Beständigkeit aufgebaut ist?
Die flexible Strategie: Ein Grundgerüst mit verschiedenen Optionen
Dafür ist es bedeutsam, eine flexible und anpassungsfähige Taktik zu entwickeln, die Freiräume und „Auswege“ einräumt. Das bedeutet: Ein Grundgerüst mit simplen Regeln und Planung muss aufgestellt werden, um das sich verschiedene Stränge von Möglichkeiten ranken.
Zunächst steht die Analyse der Ausgangssituation an.
Folgende Punkte werden dabei unter die Lupe genommen:
- Das Umfeld
- Die eigene Praxis
- Wo wollen wir hin?
- Welche Dienstleistungen bieten wir an?
- Was machen die Wettbewerber?
- Gibt es Alleinstellungsmerkmale?
Eine Strategie wird dann in der Regel auf der Basis von internen und externen Analysen entwickelt. Hierbei stellt man intern die Stärken und Schwächen heraus und ermittelt extern die Chancen und Risiken in Bezug auf die Konkurrenz. Aufgrund der Resultate lassen sich strategische Optionen erstellen und nach kritischer Beurteilung umsetzen. Eine Strategie sollte somit folgende Fragen erarbeiten:
- Welche Ressourcen sind vorhanden?
- Welche Ressourcen davon werden a) auf dem Markt benötigt und sind b) auch umsetzbar?
- Welche neuen Ressourcen müssen, wenn nötig, gebildet werden?
Dann erfolgt die Festlegung der tatsächlichen strategischen Ziele und der Ressourcen, die dafür benötigt werden. In einer Strategy Map können die verschiedenen Perspektiven (Finanzen, Markt, Prozesse und Potentiale) sichtbar gemacht werden.
Optimierungsansätze erkennen, Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren
Auch wenn eine Strategie für einen langfristigen Zeitraum geplant wird, bedeutet dies nicht, dass man sie strikt und ohne jegliche Kompromisse durchführen muss. Eher ist sie für eine langfristige Sichtweise dienlich und soll anderen Praxen gegenüber Vorteile erwirken. Durch vorausschauende Planung wird versucht, sich einen „Wettbewerbsvorteil“ zu verschaffen, dafür ist die Betrachtung des gesamten Gesundheitswesens nötig.
Fazit: Eine Strategie ist die Festlegung der Mittel und Wege für zukünftiges Handeln mit der Bestimmung der personellen, materiellen und finanziellen Ressourcen, mit denen die Praxisziele erreicht werden sollen. Neben zeitlichen (kurz-, mittel- und langfristigen) Zielen, können auch organisatorische, wirtschaftliche, technische oder soziale Ziele im Fokus einer Strategie stehen.
Prof. Dr. Michael Schütte
Vorsitzender der GSAG, ist Arzt mit den Schwerpunkten Management für Gesundheits- und Sozialberufe, für den Aufbau neuer Versorgungsformen, sektorenübergreifende Prozesse und Qualitätsmanagement. ‧Professur für Management im Gesundheitswesen an der FOM Hochschule.
Kontakt: michael.schuette@fom.de
Janine Wütscher
Kauffrau im Gesundheitswesen. Übernimmt das Projektmanagement bei Projekten im Gesundheitswesen in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Michael Schütte. Paralleles Stu‧dium im Bereich Gesundheits- und Sozialma‧nagement an der FOM Hochschule.
Kontakt: j.wuetscher@gmx.net