„SOS“ für zahnlose Unterkiefer
Eine einfache, schnelle, preiswerte und möglichst schmerzfreie Implantatversorgung – das wünschen sich viele Patienten mit zahnlosem Unterkiefer. Das Sliwowski-Overdenture-System (SOS) des Düsseldorfer Zahnarzts Dr. Christoph T. Sliwowski macht eine solche Behandlung möglich. Es ist mit verschiedenen Implantattypen für die Sofortversorgung kompatibel und lässt sich mit digitalen Planungstools wie ICX-Magellan schablonengeführt umsetzen.
Die Idee kam Sliwowski Anfang dieses Jahrtausends. Damals hielt die digitale Volumentomografie Einzug in die Praxis – hinzu kam die Möglichkeit einer „guided surgery“. Aber warum genau wurde der zahnlose Unterkiefer für dieses Verfahren ausgewählt? „Zum einen besteht das Problem, dass eine Totalprothese im Unterkiefer ohne Implantate sehr schwierig zu stabilisieren ist. Allein in Deutschland sind mehr als 3,5 Millionen Patienten davon betroffen“, erklärt Sliwowski. Auf der anderen Seite besitze der interforaminale Bereich die besten Voraussetzungen und Prognosen für eine Implantat-Sofortversorgung, so der Düsseldorfer Zahnarzt. Das Sliwowski-Overdenture-System (SOS) ist mit diversen Implantattypen für die Sofortversorgung kompatibel, besonders häufig nutzt Sliwowski jedoch ICX-Implantate. Die ersten Patienten konnten 2006 mit SOS versorgt werden. Mittlerweile sind es bereits mehrere hundert.
Der konkrete Fall
Unter diesen Patienten war auch ein älterer Herr, der mit zahnlosem Unterkiefer und dem Wunsch nach einer neuen festsitzenden Versorgung in der Düsseldorfer Praxis des Zahnarztes vorstellig wurde. Da die finanzielle Situation für den Rentner eine große Rolle spielte, plante Sliwowski den Einsatz einer SOS-Klick-Versorgung auf der Basis von zwei ICX-Active Master-Implantaten.
Bei dieser Systemvariante werden zwei Implantate eingesetzt und mit einer präfabrizierten, retentiven Stegkonstruktion versorgt. In die Zahnprothese wird ein Gehäuse mit Reiter integriert. Diese Reiter sind in fünf verschiedenen Stärken erhältlich. Der Patient kann die Zahnprothese leicht selbst einsetzen, nach dem „Klick“ ist sie befestigt. Das Herausnehmen ist einfach per Hand zu bewerkstelligen.
Sofortversorgung: Von der Planung zur Implantation
Die Behandlung erfolgte in mehreren Schritten. Sliwowski startete mit einer 3D-Planung der Position der Implantate in regio 43 und 33 sowie des Stegs. Dazu nutzte er das Planungstool ICX-Magellan und ließ auf der Grundlage der Planung eine Magellan-Bohrschablone erstellen. Diese setzte er in den Patientenmund ein und fixierte sie mit Befestigungspins. Daraufhin erfolgte die Stanzung des Weichgewebes in regio 43 und 33 (ICX-Gingivastanze gelb, Durchmesser 3,45 mm) in Vorbereitung auf die Bohrung.
Die Bohrung selbst führte Sliwowski zunächst mit einem Stop-Bohrer (ICX-Magellan Stop-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm), dann mit einem Bohrer für weichen Knochen (ICX-Magellan D4-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm) sowie einem Bohrer für mittelharten Knochen (ICX-Magellan D2-3-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm) durch. Anschließend inserierte er zwei ICX-Active Master-Implantate (rot, Durchmesser 3,75 mm) und fixierte diese mit einem Eindrehmoment von 40 Newtonzentimetern. Im Anschluss entfernte Sliwowski die Bohrschablone und setzte die beiden Implantate im Unterkiefer mit einer Ratsche manuell noch etwas tiefer.
Retentive Stegversorgung
Nachfolgend bereitete der Zahnarzt den präfabrizierten Steg vor. Dazu platzierte er die Abutments im Steg, setzte den Steg im Patientenmund ein und fixierte Steg und Abutments mittels Schrauben und einem Eindrehmoment von 30 Newtonzentimetern. Um die Prothese an die neue Stegversorgung anpassen zu können, war eine Abformung erforderlich. Die Stegposition wurde dazu in der Prothese ausgefräst und der Steg durch das Einsetzen der Prothese mit Abformmasse abgeformt. Im Labor erfolgten anschließend die Positionierung des konfektionierten Stegs im Abdruck, das Ausgießen des Abdrucks, das Einsetzen im Fixator, das Opaquern des Stegs und das Freischleifen der Prothese für den Steg. Die passend zum Steg mit dem SOS-Gehäuse gefertigte Prothese war nun – bereits zwei Stunden nach der Implantatinsertion – bereit für die Eingliederung beim Patienten.
Die Durchführung mit dem Magellan-System und der Magellan-Bohrschablone war eindeutig die richtige Strategie. Dr. Christoph T. Sliwowski
Eingliederung und Kontrolle der Sofortversorgung
Um den Sitz der Implantate abschließend beurteilen zu können, fertigte Sliwowski eine Kontroll-DVT-Aufnahme an. Diese bestätigte die korrekte Positionierung: Sowohl das Implantat in regio 43 als auch das Implantat in regio 33 waren voll in den Knochen integriert. Sliwowski zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis seiner schablonengeführten Implantation: „Die Planung bei diesem Patienten hat zu fast 100 Prozent gestimmt. Die Durchführung mit dem Magellan-System und der Magellan-Bohrschablone war also eindeutig die richtige Strategie.“
Der Experte
Dr. Christoph T. Sliwowski
leitet seit 2010 die Zahnimplantat-Klinik Düsseldorf im St. Vinzenz-Krankenhaus.
info@zikd.de