Revolution in der Implantatprothetik
Als absolutes Highlight stellte Dentsply Sirona auf dem Internationalen Ankylos Kongress das Acuris-System vor. Das neue konometrische Konzept zur sicheren Befestigung der Krone im abschließenden implantatprothetischen Behandlungsschritt mittels Friktion statt Schrauben oder Zement könnte die Implantatprothetik revolutionieren. Mehr als 1.000 Besucher aus 49 Ländern nutzten am 29. und 30. Juni 2018 in Berlin die Gelegenheit, Acuris kennenzulernen.
Acuris wird möglicherweise die „ewig junge implantatprothetische Debatte“ Verschrauben versus Zementieren beenden. Friktion anstelle von Zement und Schrauben, lautet die Lösung – für den Zahnarzt herausnehmbar, für den Patienten festsitzend. Ein Paradigmenwechsel stehe an, betonte Dr. Karsten Wagner, Global Director Platform Implant Systems Ankylos/Xive bei Dentsply Sirona Implants, bei der Vorstellung des Acuris-Konzepts. Ideengeber Dr. Marco Degidi, Bologna, Italien, sprach von einer „Revolution“. Dentsply Sirona entwickelt Acuris in enger Zusammenarbeit mit Degidi, der 2006 mit dem Prototyp des konometrischen Konzepts startete und inzwischen 13 Beiträge dazu publiziert hat. Das Konzept eigne sich für „Dentists, who want to go to the next level“, sagte er.
Die Anwendung ist einfach, vorhersagbar und spart Zeit, sowohl in der Praxis als auch im Labor. Zudem verringert sich das Risiko von Komplikationen, beispielsweise einer Zementitis, da die Lösung ohne intraorale Zementierung auskommt, wie Degidi unterstrich. Das wiederum erhöhe die Patientenzufriedenheit.
Gezeigt wurde in Berlin Acuris nur für Einzelkronen. Das System werde aber für Brücken und andere prothetische Lösungen erweitert, kündigte Wagner an. Zur Freude der Ankylos-Familie wird Acuris zuerst für das Ankylos-Implantatsystem erhältlich sein, die Markteinführung startet Ende September auf der EAO in Wien. Für die Dentsply-Sirona-Implantatsysteme Astra Tech und Xive erfolgt der Launch zur IDS 2019.
CEO Don Casey vor Ort
In Berlin war der Geist der Ankylos-Familie wieder spürbar. Die Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Bedeutung des Implantatsytems scheint überwunden zu sein. Dazu trug sicherlich auch bei, dass der neue CEO von Dentsply Sirona, Don Casey, vor Ort war und ausdrücklich betonte, dass Ankylos eine bedeutende Stellung innerhalb des Konzerns habe und eine entscheidende Rolle bei künftigen digitalen Versorgungskonzepten spiele.
Unter dem Motto „Auf Erfahrung vertrauen. Exzellenz entdecken“ stand der Kongress ganz im Zeichen des Ankylos-Implantatsystems, das mit seinem TissueCare-Konzept für langfristige Hart- und Weichgewebestabilität, hoher Leistungsfähigkeit und ästhetischen Ergebnissen auf lange Sicht überzeugt. Bei bis zu 17 Jahren klinischem Follow-up zeigte eine retrospektive Analyse von 18945 Ankylos-Implantaten, die bei 7.783 Patienten eingesetzt wurden, erfolgreiche klinische Langzeitergebnisse, wenn ein lappenloser chirurgischer Ansatz gewählt wurde.
Welche klinischen Möglichkeiten sich mit dem Ankylos-System eröffnen, zeigte Dr. Pablo Hess, Kelsterbach, an unterschiedlichen Fallbeispielen. Ankylos-Implantate eigneten sich in nahezu jeder klinischen Situation, unabhängig von der Knochenqualität, erklärte er. Zudem lasse sich stets ein sehr ähnliches und doch individualisiertes Bohrprotokoll verwenden, um eine bessere Primärstabilität zu erreichen.
Kliniker ist kein „Software-Freak“
Dr. Paul Weigl, Frankfurt, wissenschaftlicher Kongressleiter, sprach zu dem Thema „Implant therapy and the virtual patient“. Seiner Ansicht nach wird der digitale Workflow erst dann in der breiten Schicht der Zahnärzteschaft wirklich ankommen, wenn es gelingt, die Anwendung so einfach und intuitiv bedienbar zu machen wie beim Smartphone oder Tablet. Der Kliniker sei Mediziner, kein „Software-Freak“, betonte er. Der Kliniker solle seinen Job machen und alles rund um Computer und Software outsourcen, erklärte er. Denn niemand könne gute Patientengespräche führen, operieren und gleichzeitig Software-Experte sein.
Für die Patientenbedürfnisse machte sich auch Dr. Anne Benhamou, Paris, Frankreich, stark. Sie stellte ein minimalinvasives OP-Konzept vor. Dreh- und Angelpunkt dabei: Der Patient müsse mehr denn je in den Mittelpunkt der Behandlung rücken. Den Weg dorthin ebne der digitale Workflow. Denn der Patient wünsche eine schnelle, sichere und schmerzarme Behandlung. Auch Prof. Dr. Natasha Ihan Hren, Ljubljana, Slowenien, rückte den Patienten in den Fokus ihres Vortrags, speziell den Osteoporosepatienten. Ihr Fazit: Osteoporose sei keine Kontraindikation für Implantatbehandlungen. Aber die Patienten müssten über die Risiken des Implantatverlusts und bisphosphonatassoziierter Kiefernekrosen informiert werden. Langzeitstudien seien derzeit noch uneinheitlich. Auch fehlten Langzeitdaten über eine begleitende Medikation mit Kalzium und Vitamin.