„The Future of the Art of Implant Dentistry“
Unter dem Motto standen vom 26. bis 28. April aktuelle und künftige Entwicklungen in der Implantologie im Fokus. Bekanntgegeben wurde zudem die Entwicklung der neuen Implantatlinie PROGRESSIVE-LINE, die zur IDS 2019 auf den Markt kommen soll.
Los ging es mit der von PD Dr. Gerhard Iglhaut, Memmingen, geleiteten Auftaktsession zum Thema Erhalt des periimplantären Weichgewebes. Die Schlüsselfaktoren dafür skizzierte Prof. Dr. Mariano Sanz, Madrid. Er outete sich als klarer Fan des One-Abutment-One-Time-Konzepts und demonstrierte die Vorteile für das Weichgewebe an unterschiedlichen Fallbeispielen. Um die Implantatstabilität und -hygiene sicherzustellen, brauche es eine gewisse Breite fester, am besten keratinisierter Mukosa, sagte er. Das führe zu einer besseren Weich- und Hartgewebestabilität, wie Prof. Dr. Anton Sculean, Bern, ergänzte. Bei Weichgeweberezessionen von mehr als 3 mm rät Sculean im posterioren Bereich zur Verdickung mit freien Schleimhaut- oder autologen Bindegewebstransplantaten. Kleinere Rezessionen ließen sich durch Bindegewebsersatzmaterialien beherrschen. Erfolgsentscheidend aber sei stets die Implantatposition, machte er klar. „Ist das Implantat zu weit bukkal plaziert, funktioniert die Weichgewebsverdickung mit keiner Technik und keinem Material.“
Dem digitalen Workflow in der Implantologie mit Fokus auf der Bilddatenaquisition per DVT und Intraoralscan von Implantaten widmete sich Dr. Tabea Flügge, Freiburg. Sie stellte ein aktuelles systematisches Review zur Genauigkeit von Intraoralscans vor. Ihre Botschaft: Der digitale Workflow wird in der Praxis gelebt und funktioniert, wenn man sich auskennt. Doch klinische Studien fehlten. Daten zur Genauigkeit von Implantatscans lägen derzeit nur aus experimentellen Untersuchungen vor. Für den Einsteiger sei es somit nicht leicht, sich für eine bestimmte Scantechnik zu entscheiden. Denn die Literatur als Informationsquelle falle noch aus. Es gelte auszuprobieren.
Implantologische Behandlungskonzepte
Sofort- versus Spätimplantation lautete die Vorgabe. Entsprechend der ITI-Klassifikation (Chen, Buser) bieten sich je nach Patientenfall und -wunsch vier unterschiedliche Varianten an: die Sofortimplantation, die frühe Implantation vier bis acht Wochen nach Extraktion, die frühe Implantation nach zwölf bis 16 Wochen mit partieller Knochenheilung und die Spätimplantation nach sechs Monaten mit vollständig geheilter Situation. Wann welches Konzept gewählt werde, richte sich nach den Patientenwünschen und der klinischen Situation, sagte Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas. Wichtiger als der Implantationszeitpunkt ist für ihn die korrekte Implantatposition. In Sachen Sofortimplantation plus Sofortbelastung hob er die zentrale Bedeutung der ausreichenden Primärstabilität hervor.
Und die lässt sich ohne Änderung des Bohrprotokolls oder spezieller Implantatbettaufbereitung nicht mit jeder Implantatlinie erreichen, auch nicht mit der CAMLOG SCREW-LINE, um auch im weichen Knochen eine Sofortbelastung durchzuführen. Aus diesem Grund hat CAMLOG die neue Titanimplantatline PROGRESSIVE-LINE entwickelt, die zur IDS lanciert werden soll, wie Christian Rähle, Director R&D bei CAMLOG, ankündigte. Das Progressive biete mehr Primärstabilität mit dem gewohnten Bohrprotokoll – ohne Anwendung von Osteotomen oder spezieller Implantatbettaufbereitung. Es ist mit einem ausgeprägten Gewindeprofil und apikal mit einem konischen Anteil ausgestattet, um Primärstabilität zu erzielen, verfügt aber auch über einen zylindrischen Anteil. Dieser ermöglicht ein „Zurückdrehen“ ohne Verlust der Primärstabilität. Das neue Allround-Implantat spiele seine Stärken vor allem im weichen Knochen aus, sagte Rähle. „Eindrehversuche in Kunststoff (Sawbones) ergaben im Vergleich zur CAMLOG SCREW-LINE dreimal so hohe Eindrehwerte im weichem Knochen – und genau das habe man erreichen wollen. Die Implantate soll es für das CONELOG- System in der Länge 7 mm, beim CAMLOG-System in der Länge 9 mm sowie den Durchmessern 3,3 mm bis 5,0 mm geben.
Behandlungskonzepte in der ästhetischen Zone
Mit dem iSy-Implantatkonzept führte CAMLOG bereits zur IDS 2013 ein standardisiertes Protokoll für die Sofortimplantation plus Sofortbelastung ein. Es wurde für die transgingivale Einheilung konzipiert und verfügt dank eines aggressiven Gewindes über ausreichende Primärstabilität. Für Dr. Jan Klenke, Hamburg, ist es das System der Wahl, wenn ein transgingivales Vorgehen möglich ist, wie er in seinem Vortrag „Das intelligente Behandlungskonzept mit iSy – ein Nutzen in der ästhetischen Zone“ herausstellte.
Die transgingivale Einheilung mit sofortiger provisorischer Versorgung biete klare ästhetische Vorteile, weil das Weichgewebe besser gestützt werde, betonte er. Das belegten unterschiedliche Studien, unter anderem die von Cordaro L, Torsello F, Chen S, Ganeles J, Brägger U, Hämmerle C, veröffentlicht in Clin Oral Implants im Jahr 2012. Sie zeige, dass auch in der ästhetischen Zone das transgingivale Vorgehen bei kleinen und mittleren Augmentationen mindestens die gleichen Ergebnisse lieferte wie eine gedeckte Einheilung. Zudem verkürze die transgingivale Einheilung den operativen Aufwand deutlich, dem Patienten werde ein Zweiteingriff erspart und die Kosten würden gesenkt. Das Entscheidende aber sei, dass die prothetische Nachversorgung im iSy-Konzept übersichtlich, standardisiert und einfach funktioniere. Das mache es nicht nur während der OP, sondern auch anschließend unkomplizierter.
Mit oder ohne Referenzschablone?
Mit der 3D-Genauigkeit der Implantatposition bei schablonengeführter Implantatinsertion hat sich Dr. Sigmar Schnutenhaus, Hilzingen, intensiv befasst. In einer klinischen Studie hat er untersucht, ob es Referenzschablonen während des Röntgens braucht oder nicht. Fazit: Referenzschablonen erübrigen sich; die Ergebnisse mit und ohne Referenzschablonen unterscheiden sich nicht. In einer retrospektiven Studie zu den Einflussfaktoren der schablonengeführten Insertion kam er zu dem Schluss, dass es keinen Unterschied macht, ob flapless gearbeitet wird oder nicht (112 Implantate bei 56 Patienten wurden ausgewertet). Weder das Verfahren noch die Situation des Restzahnbestandes hätten einen Einfluss auf die Genauigkeit.
Den COMFOUR-Konzepten von der Indikation bis zur Umsetzung widmete sich der Workshop von Dr. Detlef Hildebrand und ZTM Andreas Kunz, beide aus Berlin, am Vortag des Symposiums. COMFOUR gibt es seit 2016. Indiziert ist es vor allem bei jüngeren Patienten, die sich eine klassische Sechs- oder Acht-Implantat-Lösung leisten können. Sollten sie im Alter die Suprakonstruktion nicht mehr hygienisch halten können, lasse sie sich problemlos in eine herausnehmbare Variante umwandeln. Grundsätzlich sollten Anwender das Guide-System nutzen, um mögliche Fehlerquellen zu vermeiden.