„ZahnRat 72“ vom Netz
Nach harscher Kritik in der DZZ wurde die Patientenzeitschrift „ZahnRat 72 – Wenn das Kiefergelenk zum Knackpunkt wird“ jetzt aus dem Netz genommen. Zusätzliche Qualitätskontrollen sollen künftig für mehr Sicherheit sorgen.
Eigentlich kaum vorstellbar: Ausgerechnet die erfolgreichste Patienteninformation soll in großen Teilen schlicht falsch sein. Herausgeber sind die Zahnärztekammern Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen, verantwortlich für den Inhalt zeichnet die Zahnärztekammer Sachsen.
Der Funktionsdiagnostikexperte Prof. Dr. Jens Christoph Türp (Basel) und seine Kollegen haben den „ZahnRat 72 – Wenn das Kiefergelenk zum Knackpunkt wird“ in der Februar-Ausgabe der DZZ aufs Schärfste kritisiert. Die knackig verfasste Patienteninfo wurde nach Strich und Faden auseinander genommen, selbst Abbildungen erwiesen sich als falsch.
War die Kritik zu harsch? Hätten Türp und Co. die Zahnärztekammern vorwarnen müssen? Ja, und dies im Interesse einer vertrauensvollen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Berufspolitik, meint unter anderem Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.
Die öffentlichen Schelte tat den Herausgebern definitiv weh. Auch in Brandenburg reagierte man verschnupft. „Mehr als acht Seiten widmet die DZZ, das Organ der DGZMK, dem sechsseitigen ,ZahnRat´“, wundert sich zum Beispiel ZA Bettina Suchan, Vorstandsmitglied der Zahnärztekammer Brandenburg. „Aber uns hat niemand informiert.“
Oesterreich wünscht sich mehr Unterstützung in Sachen Patienteninfos. „Nicht nur die Berufspolitik, sondern auch die Wissenschaft ist gefordert – diese Schlussfolgerung fehlt bei den Kollegen.“ Er erinnert in diesem Zusammenhang an einen Vertrag zwischen der BZÄK und der DGZMK, wonach Patienteninformationen eigentlich gemeinsam auf den Weg gebracht werden sollen. Doch leider wird dieser nicht gelebt, klagt er.
Bessere Zusammenarbeit
Jetzt setzt Oesterreich auf eine bessere Zusammenarbeit von Praxis und Hochschule. Das sei das Positive an dieser Debatte: „Die Patientenorientierung ist ein zentrales Thema. Gemeinsam müssen BZÄK und DGZMK den Input der Fachgesellschaften aufnehmen und neben den Leitlinien auch weitere Anforderungen des Versorgungsalltags patientenverständlich umsetzen.“
Fakt jedenfalls ist, der „ZahnRat 72“ wird ersetzt, ein Autorenteam ist bereits gefunden. Inzwischen gibt es die Patienteninfo auch nicht mehr auf der offiziellen „ZahnRat“-Seite: Sie wurde am 12. April entfernt.