Weniger Aufwand, schnellerer Einsatz

Digitale Fertigung einer Totalprothese

Mit vertretbarem Aufwand akzeptable Totalprothesen zu fertigen – das galt bislang als echte Herausforderung. Mit der Implementierung digitaler Prozesse hat sich das geändert. Nach nur einer Sitzung ist die CAD/CAM-Prothese einsatzbereit. Wie das möglich ist, zeigt ZA Peter Bittendorf im Interview am Beispiel der neuen EVO-Twin-Denture-Prothese.


digitale Totalprothese

Der Scan, bevor die Zähne gezogen wurden | © Permadental


Sie haben in Ihrer Praxis die Behandlungstermine für eine Totalprothese auf zwei Termine reduziert. Wie war das möglich?

Bittendorf: Mit dem Umstieg von der analogen auf die digitale Fertigung. Wir scannen die unterfütterte alte Totalprothese des Patienten, prüfen, was geändert werden muss und übermitteln die Daten und Optimierungswünsche an unser Labor. Die alte Prothese wird quasi zweckentfremdet für die Funktionsabformung. Der Patient nimmt sie nach Entfernen der Abformmasse wieder mit. Die Änderungen werden umgesetzt, bereits beim zweiten Termin erhält der Patient seine neue Prothese.

Voraussetzung für diesen Workflow ist aber die Existenz einer alten Totalprothese …

Bittendorf: … die das Gros unserer zahnlosen Patienten ja bereits hat. Ohne vorhandene Totalprothese ist das Protokoll aber ähnlich. Nur braucht es vorab den individuellen Löffel und die individuelle Bissnahme.

Digitale Totalprothese
  • Der gesamte Produktionsprozess ist digital. Das bedeutet: vorhersehbar, gleichbleibend und reproduzierbar. Sowohl Anproben als auch benötigte Anpassungen werden digital vorgenommen.
  • Die Verwendung fester Blöcke führt zu einer besseren Passung, da eine Schrumpfung entfällt.
  • Die Zähne werden patientenindividuell designt, gefräst und bearbeitet.
  • Für eine Reproduzierbarkeit der Prothese werden patientenspezifische digitale Daten des Zahnersatzes automatisch gespeichert. Dadurch kann eine Ersatzprothese mit nur wenigen Mausklicks einfach und schnell realisiert werden.
  • Die Anzahl der bisher benötigten Arbeitsschritte in der Zahnarztpraxis reduzieren sich von vormals fünf auf jetzt nur noch drei Patientensitzungen.
  • Um den Ablauf in der Praxis effizienter zu gestalten, werden verschiedene Hilfsmittel angeboten.

Wie bei der analogen Herstellung?

Bittendorf: Richtig, die Grundlagen, die Gedanken zur Fertigung einer Totalprothese sind stets die gleichen, egal, ob man analog oder digital arbeitet. Ohne Vorlage einer alten Totalprothese gestaltet sich die Planung nur etwas aufwendiger. Denn wir müssen dem Labor mehr Informationen für die Positionierung der einzelnen Zähne zur Verfügung stellen.

Wie sieht es mit der Passung aus?

Bittendorf: Sie ist deutlich besser, denn anders als bei der analogen Herstellungsweise gibt es keine Schrumpfung.

Weil eine gefräste Basis nicht schrumpft?

Bittendorf: Genau, anders als Kunststoff bei der analogen Herstellung. Auch der Restmonomergehalt in der Basis wird durch den Einsatz der fertigen Blöcke deutlich reduziert, was die Biokompatibilität verbessert. Zudem sind die einmal gescannten digitalisierten Prothesen reproduzierbar. Bei Verlust oder Anfertigen einer neuen Prothese stehen alle benötigten Daten zum Abruf parat. Man lässt sich die Duplikatprothese drucken, womit man den Präzisionsabdruck sowie eine Bissregistrierung vornehmen kann. Die Zahnbögen werden individuell gefräst. Die industriell gefertigten Fräsrohlinge sind unterfütterbar und bei Bedarf zu reparieren.


Wie viel Zeit lässt sich im Gegensatz zur analogen Herstellung sparen?

Bittendorf: In der analogen Welt brauchten wir fünf Termine für die Herstellung einer Totalprothese:

  • die Situationsabformung,
  • die Funktionsabformung,
  • die Bissregistrierung,
  • die Anprobe und
  • die Fertigstellung.

Mit der EVO-Twin-Denture reduziert sich das auf zwei, mit der EVO-Denture auf drei Termine.

Ihr Fazit?

Bittendorf: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der digitalen Prothese ist sowohl für den Zahnarzt als auch für den Patienten sehr interessant. Die nächste Stufe wird die implantatgetragene EVO-Denture sein. Einen Patienten mit zahnlosem Oberkiefer haben wir bereits so versorgt. Noch ist das nicht Standard, aber es wird kommen, da bin ich mir sicher.

Dritte Zähne fast sofort

Workflow EVO-Denture
1. Sitzung: Alginatabdruck (OK + UK), Bissregistrierung
2. Sitzung: Funktions‧abdruck
3. Sitzung: Definitives Einsetzen
Workflow EVO-Twin-Denture
1. Sitzung: Scan der alten Totalprothese
2. Sitzung: Definitives Einsetzen


Der Experte

Foto: Privat

ZA Peter Bittendorf
studierte Zahnmedizin in Gießen und ist seit 1995 niedergelassen in Solms in Hessen.