Parodontalchirurgie

Voraussagbare Ästhetik durch moderne PA-Chirurgie

Voraussagbare Ästhetik durch moderne Parodontalchirurgie Step by Step. Die Kombination von regenerativen und resektiven Eingriffen führt zum langfristigen Erfolg.



Die regenerative Parodontaltherapie dient einer vorhersagbaren Neubildung von Wurzelzement, Desmodont und Alveolarknochen. Histologische Untersuchungen zeigen aber, dass dies nicht immer erfolgreich erzielt werden kann. Die röntgenologische Beurteilung lässt zumindest auf eine Reparation des Zahnhalteapparats und somit einer Taschenreduktion schließen. Ob diesbezüglich eine komplette Regeneration stattgefunden hat, ist zwar durch histologische Untersuchungen zu bestätigen, für das klinische Ergebnis aber irrelevant. Folgender klinischer Fall zeigt eine Patientin, die durch eine Kombination unterschiedlicher parodontalchirurgischer Techniken voraussagbar ästhetisch anspruchsvoll versorgt werden konnte.

Der konkrete Fall

Eine 49-jährige Patienten stellte sich nach längerer zahnärztlicher Suche in München vor. Die röntgenlogische Übersichtsaufnahme (Abb. 1) zeigt insuffiziente Kronen und vertikale Knocheneinbrüche. Es besteht ein klarer Behandlungsbedarf. Die klinische Situation ist kritisch: Sondiertiefen zwischen 7 und 12 mm in der Front und im Seitenzahnbereich erfordern ein parodontologisch basiertes Behandlungskonzept (Abb. 2, 3). Es erfolgte eine diagnostische Funktionsanalyse, anhand deren der Zahntechniker ein Wax-up erstellte. Die Patientin wurde von der Dentalhygienikerin für die Operation vorbereitet. In dieser Sitzung wurden im ersten Schritt die insuffizienten Kronen entfernt (Abb. 4). Eine sehr vorsichtige Vorgehensweise bei der Entfernung der Kronen erlaubt es, so viel Zahnhartsubstanz wie möglich zu erhalten (Abb. 5). Wegen der überstehenden Ränder der alten Restaurationen mussten die parodontologisch kompromittierten Verhältnisse repariert werden. Mit dem Mikroskalpell wurde in der Oberkieferfront ein modifizierter Accessflap gebildet. Die vertikalen und horizontalen knöchernen Defekte konnten gut dargestellt werden (Abb. 6).

Der regenerative parodonalchirurgische Eingriff erfolgte mithilfe von Emdogain. Dazu wurde die Wurzeloberfläche vorsichtig gesäubert und mit EDTA angeätzt. Nach Trockenlegung erfolgte das Aufbringen von Emdogain (Abb. 7). Emdogain ist ein biologisches Produkt zur Wiederherstellung des durch Parodontitis zerstörten Zahnhalteapparats auf natürliche Weise. Der wesentliche Wirkstoff ist das Protein Amelogenin. Zur Unterstützung wurden Bio Oss (Geistlich) und Eigenknochen, der aus dem OP Gebiet in regio 25 bis 27 mit dem Piezo entnommen wurde, eingebracht. Im Anschluss erfolgte der Wundverschluss mit mikrochirurgischen Nähten (Seralene 6.0 DS 12) (Abb. 8). In den Seitenzahnbereichen musste aufgrund der Taschentiefen und Präparationsgrenzen ein apikal reponierter Lappen gebildet werden. Die Inzision muss paramarginal erfolgen und mit der parodontologischen Sonde exakt ausgemessen und festgelegt werden (Abb. 9). Nach der Inzision erfolgte eine Spaltlappenbildung, um das Gewebe auszudünnen. Dazu eignet sich das Skalpell mit der 15er-Klinge. Das überschüssige Gewebe wurde mit einem scharfen Knochenmeißel entfernt (Abb. 10). Aus ästhetischen Gründen musste ebenfalls ein apikal reponierter Lappen zur chirurgischen Kronenrandverlängerung an den Zähnen 13 bis 11 gebildet werden.

Der Wundverschluss im Frontzahn- und Seitenzahnbereich wurde ebenfalls mit mikrochirurgischen Nähten (Seralene 6.0 DS 12) durchgeführt. Die direkte Versorgung mit Provisorien erfolgte am selben Tag (Abb. 11, 12). Die Patientin erhielt als Medikation eine Antibiose (Amoxiclav), Schmerzmittel und eine antibakterielle Mundspüllösung (CHX). Nach einer Woche erschien die Patientin zur Naht‧entfernung. Für die Phase der Heilung wurde die Patientin mit Langzeitprovisorien versorgt. Somit war es ihr möglich, die Zeit bis zur definitiven Versorgung ohne funktionelle Einschränkungen zu überstehen. Nach einiger Zeit wurde die Patientin mit definitiven Kronen versorgt (Abb. 13, 14). Das ästhetische Ergebnis ist sehr gelungen, und trotz hoher Lachlinie konnte die Patientin zufriedenstellend versorgt werden. Der regenerierte Bereich liegt dabei in der hochästhetischen Zone. Drei Jahre postoperativ fanden wir eine stabile ästhetische Situation vor, die die Patientin sehr zufriedenstellt. Die röntgenologische Kontrolle lässt auf eine Regeneration in regio 22, 23 schließen (Abb. 15).

Schlussfolgerung

Die Parodontalchirurgie stellt sich als Schlüsselfaktor für den ästhetischen Langzeiterfolg dar. Der modifizierte Accessflap in Kombination mit Emdogain, Bio Oss und Eigenknochen führt zu einer stabilen Regeneration des umliegenden Gewebes. Resektive Eingriffe zur Taschenelimination oder zur ästhetischen Verlängerung der klinischen Zahnkronen können sehr gut kombiniert und ins Behandlungskonzept aufgenommen werden. Diese Eingriffe sollten zum Portfolio unserer Behandlung gehören, um die hohen ästhetischen Ansprüche unserer Patienten zu erfüllen.

Dr. Paul Leonhard Schuh © Privat

Dr. Paul Leonhard Schuh
studierte Zahnmedizin in Witten/Herdecke und ist zurzeit nach seiner Weiterbildung bei Dr. Bolz und Prof. Wachtel in der implaneo Dental Clinic in München tätig.
p.schuh@implaneo.com