Viren-Aerosole in der Zahnarztpraxis

Weniger Aerosolbildung mit langsamerem Bohrer

Die Arbeit in der Zahnarztpraxis gehört zu einer derjenigen, die eine hohe Aerosolbildung aufweisen. Dadurch ist es für das Coronavirus und auch andere Viren einfacher, sich zu verbreiten. Auch wenn bisher wenige Ansteckungen mit Covid-19 über eine Zahnarztpraxis erfolgten, sollte die Aerosolbildung so gering wie möglich gehalten werden. Eine Studie untersuchte nun, wie die Aerosolbildung mit der Verwendung bestimmter Bohrer reduziert werden kann.


Bohrer Aerosolbildung Zahnarztpraxis

Bohrer mit sogenannten Torquemotoren können durch höhere Drehmomente kleinere Drehzahlen erzeugen und somit die Aerosolbildung im Behandlungsraum reduzieren. © milosljubicic – Fotolia


Gerade zahnmedizinische Behandlungen haben einen hohen Ausstoß an Aerosolen. Auch wenn das zahnmedizinische Personal sich und die Patienten mithilfe von Masken und Gesichtsschilden schützen kann, bleiben die Aerosole im Raum. Mithilfe einer guten Durchlüftung oder Luftfiltern kann hier bereits viel bewirkt werden. Doch auch die Instrumentenwahl scheint einen Einfluss auf die Aerosolbildung in der Zahnarztpraxis zu haben. Eine experimentelle britische Studie fand nun heraus, dass sowohl die Wahl der Bohrer als auch die Verwendung von Wasser anstelle eines Sprays zur Reduzierung der Aerosolbildung beitragen kann.

Bei der Untersuchung verschiedener Bohrer fand das Team um Owen Addison heraus, dass sogenannte Torquemotoren die Aerosolbildung in den Räumen der Zahnarztpraxis verringern können. Denn aufgrund ihrer höheren Drehmomente seien niedrigere Drehzahlen möglich. Viele Zahnärzte benutzten jedoch Turbinen, die durch Druckluft angetrieben werden. Hierdurch kommen hohe Drehzahlen von bis zu 450.000/min vor, die wegen eines geringen Drehmomentes jedoch auch notwendig sind.

Geringere Aerosolbildung dank niedriger Drehzahlen der Bohrer

Wegen der hohen Drehzahl wird jedoch das Kühlmittel schneller und stärker versprüht. Laut der Studie beträgt hier die Geschwindigkeit 12 m/s. Das liegt im Rahmen eines Niesers, der Aerosole mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 30 m/s im Raum verteilt. Mithilfe der Torquemotoren könne die Drehzahl jedoch auf bis zu 20.000/min gesenkt werden. In den Versuchen der Studie führte dies zu einer deutlich geringeren Aerosolbildung durch den Bohrer im Raum.

Hinzu kommt, dass die Torquemotoren kein Kühlspray verwenden müssen, sondern ein reiner Wasserstrahl zur Kühlung der Zahnoberfläche genügt. Das Ergebnis: eine 60-mal geringere Bildung von Aerosolen. Für den Infektionsschutz sei somit eine genaue Betrachtung der Wahl der Instrumente wichtig.


Quelle: Sergis A et al.: Journal of Dental Research, 2020; DOI: 10.1177/0022034520979644